Das Bankhaus Spängler zum Thema Anlagen

Bei Beratungsgesprächen des Bankhaus Spängler sei das Erstellen einer Finanzplanung sowie das Eingehen auf den zeitlichen Aspekt - den Anlagehorizont - wichtiger denn je.
Werner Zenz, Vorstandssprecher Bankhaus Spängler. Credit: Bankhaus Spängler.

Krisen und Inflation sorgen für mächtig Unruhe auf den Finanz­märk­ten. Was tun? Wie ver­an­la­gen? Ein Gespräch mit Werner Zenz, Vor­stands­spre­cher des Bankhaus Spängler, und Sabine Skorka, Leiterin Region Stei­er­mark des Tra­di­ti­ons­bank­hau­ses, über Akti­en­skep­sis, Anla­ge­mög­lich­kei­ten und Abstürze von Kryp­to­wäh­run­gen.

Zunächst Corona und all die wirt­schaft­li­chen Ein­schrän­kun­gen, jetzt der Ukraine-Krieg und eine anwach­sen­de Ener­gie­kri­se samt enormer Infla­ti­ons­dy­na­mik. Als eine Folge der Tur­bu­len­zen ent­wi­ckeln sich Akti­en­kur­se holprig bezie­hungs­wei­se zunehmend nach unten. Bemerkt man diese unruhige Gesamt­si­tua­ti­on in Ihrem Geschäfts­all­tag?

SABINE SKORKA: Selbst­ver­ständ­lich, wir haben selten so viele Anfragen und Ver­an­la­gungs­wün­sche wie in den letzten Monaten gehabt. In den letzten Jahren war eine Null­ver­zin­sung bei Spar­ein­la­gen oder kon­ser­va­ti­ven Staats- oder Ban­ken­an­lei­hen noch akzep­ta­bel, weil keine nen­nens­wer­te Inflation vorhanden war. Nunmehr – bei einer Inflation von sieben bis acht Prozent – kommen Anleger aber unter Druck, aktiv zu werden.

Wie kann es gelingen, sein Vermögen ange­sichts der hohen Inflation im realen Wert zu erhalten?

SKORKA: Ohne die Risiken bezie­hungs­wei­se Schwan­kun­gen der Ver­an­la­gung zu erhöhen, kann es nicht funk­tio­nie­ren. Umso wichtiger ist es aktuell in den Bera­tungs­ge­sprä­chen, auf den zeit­li­chen Aspekt – den Anla­ge­ho­ri­zont – ein­zu­ge­hen und eine Finanz­pla­nung zu erstellen. Aktien bleiben trotz der geo­po­li­ti­schen Risiken und aktuellen Lie­fer­ket­ten­pro­ble­me lang­fris­tig die attrak­tivs­te Anla­ge­klas­se, sofern ein ent­spre­chen­der zeit­li­cher Horizont vorhanden ist. Hilfreich ist auch die Bei­mi­schung von soge­nann­ten alter­na­ti­ven Ver­an­la­gungs­for­men wie Gold, Roh­stof­fen oder Immo­bi­li­en. Ein breit gestreu­tes Portfolio kann die Schwan­kun­gen an den Kapi­tal­märk­ten am ehesten gut ver­kraf­ten.

Ist die Inves­ti­ti­ons­be­reit­schaft nach den trüben Monaten noch vorhanden?

WERNER ZENZ: Im Ver­an­la­gungs­be­reich ist die Frage ange­sichts der aktuellen Infla­ti­ons­zah­len klar mit Ja zu beant­wor­ten. Hin­sicht­lich der Markt­ent­wick­lung sind die Ein­stiegs­ni­veaus heute besser als zu Jah­res­be­ginn – dies gilt sowohl für Anleihen als auch für Aktien. Und auch bei den Unter­neh­mens­fi­nan­zie­run­gen spüren wir noch keine echte Ein­trü­bung. Im Gegenteil: Gerade im Tou­ris­mus­be­reich wurde in den letzten Monaten intensiv inves­tiert. Leichte Zurück­hal­tung ist in wirt­schaft­lich unsi­che­ren Zeiten eher in Pro­duk­ti­ons­be­trie­ben zu spüren, was aber kein neues Phänomen ist.

Kredite zu bekommen, wird in Zukunft nicht einfacher. Sind strengere Kriterien gut, weil gegen Unheil vor­beu­gend, oder wirken sie als Inves­ti­ti­ons­brem­se?

ZENZ: Die Prüfung der Kre­dit­fä­hig­keit und ‑wür­dig­keit ist und war auch in der Ver­gan­gen­heit ein zentraler Teil jeder Kre­dit­ent­schei­dung und wird dies auch zukünftig sein. Bei Unter­neh­mens­fi­nan­zie­run­gen werden wir uns noch inten­si­ver mit Geschäfts­mo­del­len aus­ein­an­der­set­zen – Stichwort: Lie­fer­ket­ten, Rohstoffe und Ener­gie­preis­ent­wick­lung. Bei privaten Immo­bi­li­en­fi­nan­zie­run­gen wird es dagegen mit Sicher­heit zu Ein­schrän­kun­gen kommen – Stichwort: Standards der nach­hal­ti­gen Immo­bi­li­en­kre­dit­ver­ga­be.

Die Euro­päi­sche Zen­tral­bank wird im Juli erstmals seit elf Jahren den Leitzins anheben und stellt einen noch größeren Schritt in Aussicht. Was erwarten Sie sich davon?

SKORKA: Eine Zins­er­hö­hung vonseiten der Euro­päi­schen Zen­tral­bank ist dringend notwendig. Die Stärke der Infla­ti­ons­ent­wick­lung ist lange, ja, zu lange unter­schätzt worden. Aller­dings wird der Hand­lungs­spiel­raum der Notenbank begrenzt sein. Sub­stan­zi­el­le Zins­er­hö­hun­gen sind nicht zu erwarten, da die Ver­schul­dung vieler Staaten in der Eurozone dies kaum zulässt und das Wirt­schafts­wachs­tum bedingt durch Lie­fer­eng­päs­se und eine Tendenz zur Deglo­ba­li­sie­rung ohnehin schon spürbar unter Druck steht. Auch muss die Notenbank etwaige adverse Aspekte im Fall zu starker Zins­er­hö­hun­gen, zum Beispiel am Immo­bi­li­en­markt, mit­be­rück­sich­ti­gen.

Das Kun­den­vo­lu­men an Einlagen, Krediten und Wert­pa­pie­ren im Bankhaus Spängler ist im abge­lau­fe­nen Geschäfts­jahr im Ver­gleichs­zeit­raum zum Vorjahr um 14 Prozent auf 9,7 Mil­li­ar­den Euro ange­wach­sen. Sind Sie ein Kri­sen­ge­win­ner?

ZENZ: In „rup­pi­ge­ren“ Zeiten bekommt unser Zugang zum Geschäft wieder einen höheren Stel­len­wert. Es zeigt sich, dass ein nach­hal­ti­ger und in gewisser Weise auch kon­ser­va­ti­ver Zugang seitens der Kunden geschätzt wird. Dies gilt sowohl für die Finan­zie­rung als auch für die Ver­mö­gens­ver­wal­tung, wo ein aktives Risi­ko­ma­nage­ment ebenso ein wesent­li­cher Bestand­teil der Ver­an­la­gun­gen ist.

Die Skepsis der Öster­rei­cher gegenüber Aktien als Ver­an­la­gungs­va­ri­an­te hat Tradition. Verstehen Sie beim Bankhaus Spängler diese Zurück­hal­tung?

SKORKA: Die Zurück­hal­tung der Öster­rei­cher im Segment der Akti­en­ver­an­la­gung ist wohl his­to­risch gewachsen und im inter­na­tio­na­len Vergleich auffällig. Ein solides Akti­en­in­vest­ment in substanz- und divi­den­den­star­ke Unter­neh­men ist aber keine Spe­ku­la­ti­on, sondern eine Par­ti­zi­pa­ti­on am Wirt­schafts­ge­sche­hen. Wesent­lich ist in diesem Zusam­men­hang ins­be­son­de­re, dass Firmen über Preis­an­pas­sun­gen die Inflation aus­glei­chen können und so für die Aktionäre einen „impli­zi­ten Infla­ti­ons­schutz“ bieten. Im Übrigen herrscht unserer Meinung nach zu diesem Thema vor allem auch bei gesetz­li­chen Mün­del­ver­an­la­gun­gen ein echter Hand­lungs­be­darf. Für eine Bei­mi­schung von Aktien ist eine gericht­li­che Geneh­mi­gung erfor­der­lich, deren Einholung in den aller­meis­ten Fällen in der Praxis aber unter­bleibt. Ent­spre­chend dem im Gesetz vor­ge­se­he­nen „Wirt­schaft­lich­keits­prin­zip“ ist hier drin­gen­der Auf­klä­rungs- und Hand­lungs­be­darf gegeben.

Wäre eine Behal­te­frist, die Kurs­ge­win­ne steu­er­frei stellt, wenn man Aktien und Wert­pa­pie­re in einem bestimm­ten Zeitraum nicht verkauft, ein sinn­vol­ler Ansatz für einen Attrak­ti­vie­rungs­schub?

SKORKA: Über­le­gun­gen zu einer Behal­te­frist – wie wir sie ja bereits bis 2012 hatten – sind meines Erachtens ein guter Zugang. Damit kommen wir auch wieder mehr in das Thema, die Aktie mehr als lang­fris­ti­ge Ver­an­la­gung denn als Spe­ku­la­ti­on zu sehen. Dies ist ja auch bereits jetzt für andere Ver­an­la­gungs­klas­sen wie zum Beispiel Gold Praxis.

Wie wichtig sind Nach­hal­tig­keits­aspek­te bei Inves­ti­tio­nen? Gibt es im Bankhaus Spängler die Bereit­schaft für einen „Green Deal“?

ZENZ: Wir berück­sich­ti­gen in Anla­ge­kon­zep­ten und Ver­mö­gens­ver­wal­tungs­stra­te­gien schon seit mehreren Jahren die „Spängler Nach­hal­tig­keits-Policy“. Das Thema Nach­hal­tig­keit im Rahmen der Ver­an­la­gung wird in den nächsten Jahren aber einen noch größeren Stel­len­wert einnehmen. Das ist auf ver­än­der­te Kun­den­be­dürf­nis­se und größere regu­la­to­ri­sche Neue­run­gen zurück­zu­füh­ren. In Summe ist das Thema „Green Invest­ments“ jedoch noch eine sehr lebendige Materie. Wurden bei­spiels­wei­se Invest­ments in Atomkraft oder Waffen bis vor Kurzem noch als wenig nach­hal­tig ein­ge­stuft, hat sich die Meinung vieler Kundinnen und Kunden hierzu in jüngster Zeit stark verändert.
Kryp­to­wäh­run­gen oszil­lie­ren zwischen Gold­grä­ber­stim­mung und Ernüch­te­rung binnen sehr kurzen Zeit­in­ter­val­len. Bringen Sie noch mehr Unruhe in die Märkte oder sind sie ein will­kom­me­ner „Vitalizer“ im Ban­ken­ge­schäft?

SKORKA: Der Markt für Kryp­to­wäh­run­gen hat sich in den letzten Jahren zwei­fels­oh­ne rasant ent­wi­ckelt, sowohl in Hinblick auf Größe – so gibt es derzeit schon mehr als 10.000 unter­schied­li­che Währungen – und Tech­no­lo­gien. Die massiven Kurs­kor­rek­tu­ren der meisten Kryp­to­wäh­run­gen in den letzten Monaten haben jedoch deutlich vor Augen geführt, wie spe­ku­la­tiv Invest­ments in diesem Bereich sind. Aus dem Blick­win­kel einer lang­fris­ti­gen Geld­an­la­ge raten wir derzeit von Invest­ments ab.

Und per­spek­ti­visch?

SKORKA: Wir erwarten in den nächsten Jahren eine Ver­schär­fung der regu­la­to­ri­schen Vorgaben und eine starke Berei­ni­gung, was die Anzahl an unter­schied­li­chen Währungen und Tech­no­lo­gien betrifft. Es ist jedoch davon aus­zu­ge­hen, dass sich in den nächsten Jahren die Rah­men­be­din­gun­gen sta­bi­li­sie­ren werden. Von daher beob­ach­ten wir die Ent­wick­lun­gen in diesem Bereich sehr genau.

Kontakt:
www.spaengler.at

Foto: Werner Zenz, Vor­stands­spre­cher Bankhaus Spängler

Credit: Bankhaus Spängler

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