JUST-Redaktion|

Warum reisen wir und womit?

Eine Ver­bren­nungs­ma­schi­ne und vier Räder haben uns die letzten knapp 150 Jahre ziem­lich umtrie­big gemacht. Mobi­li­tät war Lebens­ge­fühl. Nun wartet die Welt gespannt auf den nächs­ten Wurf. Mit der Frage, warum und wie wir in Zukunft reisen werden, haben wir uns in einem kreativ-inno­va­ti­ven Format aus­ein­an­der­ge­setzt.

Die aktu­el­len Tech­no­lo­gie- und Umwelt­trends, aber auch das „neue“ Rei­se­ver­hal­ten in Zeiten einer Pan­de­mie halten die Mobi­li­täts­in­dus­trie in Atem. Der Otto­mo­tor scheint auf­grund der öko­lo­gi­schen Her­aus­for­de­run­gen ange­zählt. Das Auto als Sta­tus­sym­bol ver­liert zuneh­mend an Strahl­kraft. Auf der anderen Seite eröff­net die Digi­ta­li­sie­rung neue Mög­lich­kei­ten. Inten­si­ve beruf­li­che Reisen der letzten Jahr­zehn­te, nicht zuletzt auch ange­trie­ben durch den CoV-Lock­down, werden stark hin­ter­fragt. Es scheint sich gerade, was unsere Mobi­li­tät betrifft, alles zu ver­än­dern. Oder doch nicht? Viel­leicht sind das alles nur sub­jek­ti­ve Ein­drü­cke, befeu­ert von der Medi­en­land­schaft? Wir wollen es genauer wissen!

Das Projekt „Mobility2050“ soll ver­schie­dens­te Aspekte aus unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven und Bran­chen an die Ober­flä­che bringen. In Zusam­men­ar­beit mit next incu­ba­tor, dem Inno­va­ti­ons­hub der Energie Stei­er­mark, basteln wir ein Format, das uns valide Bil­der­wel­ten der Zukunft liefert. Nach­ste­hend fassen wir unsere Ergeb­nis­se zusam­men und beschrei­ben die wich­tigs­ten Muster aus unseren Design­sprints. Eine Viel­falt an Exper­ten­mei­nun­gen, die in einem bunten Strauß an Impul­sen, Ein­schät­zun­gen und Vor­ah­nun­gen ein vages Bild unserer ver­kehrs­tech­ni­schen Zukunft malen.

Die Frage nach dem Warum

Dazu meint Peter Web­ho­fer von blueLAB: „Öko­lo­gi­sche Her­aus­for­de­run­gen, Staus in den Städten, Ver­spä­tun­gen im öffent­li­chen Verkehr, die Fokus­sie­rung auf das Auto­mo­bil oder unsere Kultur der indi­vi­du­el­len Mobi­li­tät stellen uns als Gesell­schaft vor Her­aus­for­de­run­gen. Die letzten Jahr­zehn­te waren geprägt von einem Drang zur Aus­schöp­fung aller Mög­lich­kei­ten der Mobi­li­tät. Das Mehr und das Weiter schie­nen gren­zen­los.
Jetzt müssen wir als Gesell­schaft und als Indi­vi­du­en neu denken. Das Warum der Mobi­li­tät und das Hin­ter­fra­gen klas­si­scher Mobi­li­täts­an­läs­se werden zur Fund­gru­be für soziale Inno­va­ti­on. Dabei bietet ins­be­son­de­re die Digi­ta­li­sie­rung viele Mög­lich­kei­ten, die wir erst noch begrei­fen müssen.
Ent­schei­dend wird eine per­sön­li­che Frage: Wie und in welchen Berei­chen kann ich mein Mobi­li­täts­ver­hal­ten ändern? Wo gibt es Mög­lich­kei­ten für eine indi­vi­du­el­le Reduk­ti­on? Das nimmt die Gestal­te­rIn­nen von gesell­schaft­li­chen Pro­zes­sen nicht aus der Ver­ant­wor­tung. Im Gegen­teil. Smarte Mobi­li­tät wird zu einem zen­tra­len Element nicht nur in der Stadt- und Ver­kehrs­pla­nung, sondern auch im Design aller gesell­schaft­li­chen Berei­che wie Wirt­schaft, Bildung oder Gesund­heits­ver­sor­gung. Wie können wir unsere Gesell­schaft so gestal­ten, dass sie nicht auf ein Maximum an indi­vi­du­el­ler Mobi­li­tät aus­ge­rich­tet ist?“

Auto­no­me Fahr­zeu­ge überall

Die Zukunft liegt im stress­frei­en Fahren. Das ist Fahren, ohne selbst auf den Verkehr oder Weg achten zu müssen. Nach 5G und einem welt­weit umspan­nen­den Inter­net, bereit­ge­stellt aus dem All, sollte die not­wen­di­ge Infra­struk­tur dafür auf­ge­baut sein. Die neuen Fahr­zeu­ge sind mobile, selbst den­ken­de Enter­tain­ment­kap­seln, die mit­ein­an­der ver­netzt sind und alle Ver­kehrs­re­geln kennen und respek­tie­ren. Neue auto­no­me Fahr­zeu­ge sind wan­del­bar. Sie bewegen sich nicht nur auf unseren Straßen der Ver­gan­gen­heit, sondern sind auch in der Luft in unter­schied­li­chen Höhen unter­wegs.

Erleb­nis­mo­bi­li­tät neu gedacht

Mobi­li­tät bedeu­tet in unserer Kultur immer auch Frei­heit und steht dafür, die eigenen Reich­wei­ten und Grenzen zu ver­schie­ben, Neues zu erleben oder das Reisen zu genie­ßen. Mobi­li­tät macht etwas mit uns. Das Erleb­nis von Beschleu­ni­gung und Geschwin­dig­keit oder das chil­li­ge Cruisen wird es auch in Zukunft geben. Viel­leicht nicht mehr auf den Straßen, sondern in eigenen Fun­parks à la Spiel­berg oder in visio­nä­ren, langsam dahin­glei­ten­den Erleb­nis-Luft­schif­fen. Reisen als Erleb­nis. Das bleibt.

Die Zukunft fährt mit Strom

Ger­fried Frei­muth von Magna Power­train ist der Meinung, dass tech­no­lo­gisch gesehen die Weichen klar in Rich­tung Elek­tro­an­trieb gestellt seien. Der Elek­tro­an­trieb habe enorme Vor­tei­le. So werde etwa nur die Hälfte der Teile im Ver­gleich zu einem Ben­zin­mo­tor verbaut. Das bringe Ver­ein­fa­chung von der Pro­duk­ti­on bis hin zum Service. Was­ser­stoff als Ener­gie­trä­ger sei noch zu teuer in der Erzeu­gung.

Mikro­mo­bi­li­tät am Draht­esel

Das effi­zi­en­tes­te Vehikel ist noch immer das gute alte Fahrrad. Kein anderes Fahr­zeug ermög­licht den Weg nur durch eigene Mus­kel­kraft in einem ähnlich opti­ma­len Ver­hält­nis. Schaut man auf asia­ti­sche Mega­ci­ties, die mehr­spu­ri­ge Fahr­rad­we­ge quer durch die Stadt als fixen Bestand­teil der Mikro­mo­bi­li­tät in ihr Ver­kehrs­kon­zept imple­men­tiert haben, wird deut­lich, welchen Hand­lungs­spiel­raum es dies­be­züg­lich in Öster­reich oder gene­rell in Europa noch gibt.

Limi­tier­te Öko-Mobi­li­tät

Ein wei­te­res span­nen­des Konzept im Sinne eines fairen Res­sour­cen­ver­brauchs ist eine Limi­tie­rung der indi­vi­du­el­len Mobi­li­tät durch soge­nann­te Mobi­li­ty Credits. Dabei würde jede Region eine bestimm­te Anzahl an Credits gerecht auf die Bevöl­ke­rung auf­tei­len und so einen defi­nier­ten maxi­ma­len Foot­print gewähr­leis­ten können. Die Credits ver­braucht man bei jeder Art von Bewe­gung, welche gekop­pelt an Ener­gie­ver­brauch und Emmi­si­on ist. Inter­es­sant ist in diesem Zusam­men­hang der Aspekt von han­del­ba­ren Credits. Damit könnte man sich gegen harte Währung wert­vol­le Kilo­me­ter käuf­lich etwa vom Nach­barn erwer­ben, der viel­leicht lieber Eigen­heim und Garten als Urlaubs­de­sti­na­ti­on aus­er­ko­ren hat.

Mobi­li­ty as a Service

Mit der zuneh­men­den Digi­ta­li­sie­rung und dem Los­las­sen der hei­li­gen Kuh Auto als Eigen­tum ent­ste­hen Ansatz­punk­te für viele neue Busi­ness­mo­del­le. „Pay per Use“-Konzepte, also das Zahlen für eine zurück­ge­leg­te Weg­stre­cke oder für ein bestimm­tes Zeit­fens­ter nach tat­säch­li­chem Aufwand wird zuneh­mend bei den jün­ge­ren Gene­ra­tio­nen nach­ge­fragt. Car­sha­ring-Modelle oder der Zugriff auf andere miet­ba­re Fahr­un­ter­sät­ze, welche über digi­ta­le Platt­for­men gehan­delt werden, sind kos­ten­güns­tig und bequem über das Smart­phone buchbar. In Kom­bi­na­ti­on mit dem öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­tel ermög­li­chen sie einen lücken­lo­sen Per­so­nen­trans­port von A nach B und sind zudem umwelt­freund­li­cher durch gut ska­lier­ba­re Nutzung.

Daten als neue Währung

Apropos Platt­for­men: Natür­lich hat künftig jeder ein per­sön­li­ches Mobi­li­täts­pro­fil. Immer­hin werden wir mit per­sön­lich zuge­wie­se­nen Ava­ta­ren und Chat­bots aus der Abtei­lung „künst­li­che Intel­li­genz“ unsere Mobi­li­täts­be­dürf­nis­se bespre­chen. Diese selbst ler­nen­den Assis­ten­ten sorgen für bequeme und maß­ge­schnei­der­te Ser­vices für jeder­mann. Als Teil der Gegen­leis­tung handeln diese aber mit aller­hand pri­va­ten Daten, die sie aus unserem Ver­hal­ten ablei­ten oder die wir ihnen frei­wil­lig zur Ver­fü­gung stellen. Eine neue gesetz­li­che Regu­lie­rung im Mobi­li­ty­be­reich zum Schutz unserer Daten wird von­nö­ten sein.

Da ist also tat­säch­lich einiges im Busch und es gibt viele Treiber, die unsere mobile Zukunft maß­geb­lich beein­flus­sen werden. Fakt ist, dass neben allen tech­ni­schen und digi­ta­len Mög­lich­kei­ten einer smarten Mobi­li­tät eine Redu­zie­rung der in den letzten Dekaden auf­ge­heiz­ten Mobil­ma­nia und damit auch ein Ende des 3‑Tages-Städ­te­trip-Sam­mel­wahn­sinns nicht nur dem kon­sum­ge­trie­be­nen Men­schen guttun wird, sondern ins­be­son­de­re auch unserem Pla­ne­ten. Eine har­mo­ni­sche Bezie­hung zwi­schen Eigen­ver­ant­wor­tung im Rei­se­ver­hal­ten und der intel­li­gen­ten Nutzung von Tech­no­lo­gie wird erstre­bens­wert sein. New Work und New Mobi­li­ty schei­nen so gesehen doch etwas gemein­sam zu haben.

Text & Illus­tra­ti­on: Rein­hard Guss­m­agg

Rein­hard Guss­m­agg arbei­tet als Künst­ler, Desi­gner und Con­sul­tant in Graz und Berlin. In seinem Design Lab wurden die Work­shops zum Projekt Mobility2050 durch­ge­führt. In krea­ti­ver Atmo­sphä­re ent­wi­ckeln dort Unter­neh­men die Zukunfts­bil­der zur stra­te­gi­schen Aus­rich­tung ihrer Orga­ni­sa­ti­on. Die Tools dazu sind inno­va­ti­ve Formate wie Design Thin­king. Mehr Infos finden Sie auf www.gussmagg-art.com.

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