Venture Capital für steirische Start-ups

Die Steiermark als Wirtschaftsstandort erfolgreicher Start-ups liegt im Bundesländervergleich mittlerweile hinter Wien auf Platz zwei und hat damit das einwohnerstärkere Oberösterreich mit seiner infrastrukturell bevorzugten Nähe zu Bayern seit Kurzem überholt. Hier treffen eine Vielzahl von Universitäten und Fachhochschulen mit unterschiedlichen Schwerpunkten auf Entwicklungs- und Forschungszentren, wo aus Ideen erst Spin-offs und dank der unternehmerischen Ambitionen von Absolventen und Professoren schlussendlich Start-ups entstehen. „Es mangelt nicht an innovativen Ideen“, betont Christoph Ludwig, der seit April dieses Jahres als Geschäftsführer der SFG tätig ist und das schlummernde Potenzial sofort erkannte. „Vielmehr fehlt es am nötigen Risikokapital, um aus einer Idee marktfähige Produkte und Dienstleistungen zu machen.“

SFG verdoppelt Venture Capital

Hauptaugenmerk während der vergangenen Monate war somit die Entwicklung eines Venture-Capital-Programms für die Steiermark. Inspirationen dafür holte man sich in den internationalen Hotspots für Startups wie London, Berlin, Tel Aviv und Tokio. „Unser Ergebnis ist nicht nur österreichweit einzigartig, auch in Deutschland gibt es kein vergleichbares Programm“, bestätigt Ludwig, der auf eine rasche Realisierung pochte. Seit Anfang November können sich junge Unternehmen auf der Webseite der SFG um eine Förderung in einer Höhe von 25.000 bis 150.000 Euro bewerben.

Voraussetzung für die Zusage ist unter anderem die Kapitalisierung des Start-ups durch einen qualifizierten Business-Angel. Dieser Venture-Capital-Geber muss über das notwendige Maß an Erfahrung und einen gewissen Trackrecord auf dem Gebiet der Start-up-Finanzierung verfügen und eine Mindestsumme von 25.000 Euro bereitstellen. Der jeweilige Betrag wird ohne eigene Due Dilligence – lediglich mit einer Plausibilitätsprüfung – verdoppelt, beträgt aber maximal 150.000 Euro. Die Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft erhält im Zuge dessen dieselben Konditionen bei der Unternehmensbeteiligung wie der Investor, jedoch mit einer Rückkaufoption innerhalb von 5 Jahren zu einem Zinssatz zwischen 8 und 12 Prozent.

Enge Zusammenarbeit mit Grazer Investor

Einer jener erfahrenen Business-Angel, der seit geraumer Zeit mit der SFG zusammenarbeitet, ist der Grazer Private-Equity-Investor Georg Zenker. Mit dem bisherigen Fokus auf die Wachstumsfinanzierung etablierter Unternehmen setzt er nun auch auf die Kapitalisierung von Start-ups. Zenker gehört zum exklusiven Kreis ausgewählter Investoren, deren Kapitalisierungen vom Europäischen Investitionsfonds (EIF) automatisch verdoppelt werden. Start-ups, die ihn für sich gewinnen können, haben die Chance ihr Kapital zu vervierfachen: Investiert Georg Zenker 75.000 Euro in ein Jungunternehmen, werden diese vom EIF ohne weitere Prüfung auf 150.000 Euro verdoppelt, bevor die SFG mit weiteren 150.000 in das Projekt einsteigt.

„Diese Art der Förderung reduziert das Risiko des einzelnen Investors und ermöglicht es Start-ups zugleich ohne Bankkredit in die Gründungsphase zu starten“, erklärt Georg Zenker die Vorteile des Systems, das seinesgleichen sucht.

Fokus auf Digialisierung

Um als förderungswürdig zu gelten, muss ein Start-up das Thema Digitalisierung im Nukleus seines Konzepts beinhalten. Das bezieht sich jedoch keineswegs bloß auf die Programmierung einer neuen App, sondern inkludiert unter anderem die Entwicklung digitaler Dienstleistungen, Industrie 4.0, Big Data und künstliche Intelligenz sowie die Implementierung digitaler Prozesse.

Foto: Investor Georg Zenker (l.) und SFG-Geschäftsführer Christoph Ludwig.

Fotocredit: Anna Lisa Kiesel

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