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Über das Geld in Zeiten von Corona

Georg Zenker, „Bogen & Partner“-Geschäftsführer und Port­fo­lio­ma­na­ger einer öster­rei­chi­schen Ver­mö­gens­ver­wal­tungs­ge­sell­schaft, über die gute Per­for­mance während Corona, die Geld­an­la­ge in Zeiten von Nied­rig­zin­sen und die Frage, welche posi­ti­ven Effekte das Spiel an der Börse für die Gesell­schaft bringen kann.

Ver­mö­gen gut anzu­le­gen bedeute mehr, als nur Indizes zu folgen, findet man bei Bogen & Partner. Es heißt, die Asset­klas­sen breiter zu denken und mit aner­kann­ten Exper­ten etwa für Ver­mö­gens­ver­wal­tung, Immo­bi­li­en, Fir­men­be­tei­li­gun­gen und Edel­stei­ne zusam­men­zu­ar­bei­ten.

Wie haben Sie das Ver­mö­gen Ihrer Kli­en­tin­nen und Kli­en­ten durch Corona gebracht?

GEORG ZENKER: Als sich abge­zeich­net hatte, dass Corona sich zu einer Pan­de­mie aus­wächst, die Welt­wirt­schaft treffen wird und dass die Men­schen Ein­schrän­kun­gen erleben werden, haben wir die Posi­tio­nen, die in klas­si­schen Kon­sum­gü­tern liegen, redu­ziert. Dafür haben wir den Pharma­bereich höher gewich­tet, der in einer medi­zi­ni­schen Krise über­pro­por­tio­nal pro­fi­tie­ren wird. Weitere Sek­tor­ro­ta­tio­nen haben wir im Tech­no­lo­gie­be­reich getä­tigt, es war abseh­bar, dass Men­schen, die zu Hause sind, Netflix, Amazon, Apple und so weiter nutzen werden. Mit dieser nahe­lie­gen­den Idee waren wir natür­lich nicht alleine, daher sind die Werte in diesem Bereich auch gut gestie­gen.

Das heißt, Sie haben die Situa­ti­on erkannt und genutzt?

ZENKER: Unsere Stra­te­gie ist es zu prüfen, welche Aus­wir­kun­gen welche Ereig­nis­se auf das Ver­hal­ten der Men­schen haben, und dem­entspre­chend zu handeln. Das gilt auch für poli­ti­sche Ankün­di­gun­gen, etwa den Green Deal der EU. Das ist für uns Start­schuss, um neue Invest­ments zu suchen und zu bewer­ten, die sich für die Errei­chung der Kli­ma­zie­le ein­set­zen.

Haben Sie einfach mehr Weit­blick?

ZENKER: (lacht) Ein Fern­rohr in die Zukunft haben wir leider auch nicht. Wir haben ein sehr gutes Team in Graz und Wien, tau­schen uns mit Bran­chen­ex­per­tIn­nen und guten Ana­lys­ten inter­na­tio­nal aus. Unsere Stärke sehe ich jedoch darin, dass wir als unab­hän­gi­ger Bou­ti­que­an­bie­ter schnel­ler auf Markt­ent­wick­lun­gen reagie­ren können und dabei fle­xi­bler Schwer­punk­te setzen als viele große Anbie­ter. Deshalb gelingt es uns oft höhere Erträge aus relativ kleinen Märkten zu lukrie­ren

In welchen anderen Asset­klas­sen „denken“ Sie noch?

ZENKER: In Edel­me­tal­le bei­spiels­wei­se. Als im März die Akti­en­kur­se ein­bra­chen, sind auch die Edel­me­tal­le ein­ge­bro­chen, was völlig unlo­gisch schien, sich aber tech­nisch erklä­ren lässt: Gerade Hedge­fonds und Insti­tu­tio­nel­le waren in der Situa­ti­on gezwun­gen, Gold, das übli­cher­wei­se als Sicher­heit hin­ter­legt wird, zu liqui­die­ren, um die schnel­len Ver­lus­te auf dem Akti­en­markt zu kom­pen­sie­ren. Wir haben dieses extrem güns­ti­ge Kurs­ni­veau bei den Edel­me­tal­len in große Posi­tio­nen inves­tiert und das hat zu unserer guten Per­for­mance bei­getra­gen.

Was machen Sie anders?

ZENKER: Eine Ver­mö­gens­ver­wal­tung hat die Aufgabe, aus allen mög­li­chen Berei­chen die beste Mischung her­aus­zu­su­chen, und das funk­tio­niert nicht, wenn man Indizes folgt. Eine breiter gedach­te Betrach­tungs­wei­se ist da unum­gäng­lich. So hat jede Asset­klas­se ihre Spe­zia­lis­ten und eine unserer großen Stärken ist es, seit vielen Jahren mit her­aus­ra­gen­den Part­nern zu arbei­ten, die sich auf Immo­bi­li­en, direkte Fir­men­be­tei­li­gung oder alter­na­ti­ve Invest­ments wie Edel­stei­ne spe­zia­li­siert haben. Dieses Netz­werk stellen wir unseren Kli­en­ten direkt zur Ver­fü­gung, meis­tens jedoch über­neh­men wir auch hier die Abwick­lung.

Das heißt, Sie liefern dann die Schatz­kis­te mit Pfand­brie­fen, Betei­li­gun­gen und Edel­stei­nen?

ZENKER: (schmun­zelnd) Edel­stei­ne sind jeden­falls attrak­ti­ver als Gold­bar­ren im Keller zu lagern. Aber ganz so roman­tisch ist es dann auch wieder nicht, die Kli­en­ten­wün­sche werden gemein­sam mit unserem Team an Exper­ten indi­vi­du­ell ent­wi­ckelt.

Was emp­feh­len Sie aktuell eher kon­ser­va­ti­ve­ren Anle­ge­rin­nen und Anle­gern?

ZENKER: Früher hat man auto­ma­tisch in dem Teil des Ver­mö­gens, der weniger schwan­kend sein soll, Anlei­hen ver­wen­det. Das funk­tio­niert heute nicht mehr, weil aus Anlei­hen sogar Nega­tiv­bei­trä­ge resul­tie­ren. Gleich­zei­tig sehen wir gerade bei Unter­neh­mens­an­lei­hen dras­ti­sche Aus­falls­ri­si­ken. Trotz­dem fließt noch immer mehr Geld in im Ver­hält­nis zu ihren Risiken zu niedrig ver­zins­te Cor­po­ra­te Bonds und Junk Bonds. Auch Nach­rang­dar­le­hen von Banken finden wir immer wieder in Bank­de­pots, die wir für Inter­es­sen­tIn­nen prüfen. Selten sind sich die Anleger über die erhöh­ten Risiken dieser Instru­men­te bewusst. Da wäre es logi­scher, gleich in Aktien zu inves­tie­ren, sofern es die geplan­te Ver­an­la­gungs­dau­er und per­sön­li­che Risi­ko­to­le­ranz zulas­sen. Wir ver­su­chen jeden­falls, weit­ge­hend ohne Anlei­hen aus­zu­kom­men und wenn, dann folgen wir keinen Indizes, auch wenn das in großen Häusern die Bench­marks sind.

Was ist bei der Ver­mö­gens­ver­wal­tung noch zu beach­ten?

ZENKER: Ab einer gewis­sen Ver­mö­gens­stu­fe geht es nicht nur mehr darum sein Ver­mö­gen zu ver­meh­ren, sondern auch darum es zu erhal­ten und dabei auch Gutes zu tun. Wir tätigen bei­spiels­wei­se Invest­ments in Micro­fi­nan­ce- Fonds, da ist zwar die Rendite nicht höher als ein bis zwei Prozent pro Jahr, aber mit dem Invest­ment hilft man Men­schen auf der ganzen Welt, sich wirt­schaft­lich in Pro­duk­ti­ons­ket­ten ein­zu­brin­gen. Das ist zumin­dest nach­hal­tig. So gesehen kann der Finanz­markt auch Impulse für eine bessere Zukunft setzen. Das ist ein guter Weg.

Foto: Georg Zenker, „Bogen & Partner“-Geschäftsführer und Port­fo­lio­ma­na­ger einer öster­rei­chi­schen Ver­mö­gens­ver­wal­tungs­ge­sell­schaft

Foto­credit: Foto Fischer

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