„Startupmark“ bündelt Kräfte

Das steirische Wirtschaftsressort startet eine breite Offensive für heimische Start-ups, um innovative Unternehmensgründungen weiter zu pushen. Im Falle der Audiotechnik-Firma sonible heißt es für die bislang zur Unterstützung beteiligte SFG: Mission completed. Ein neuer Investor ist an Bord.

Es ist eine Erfolgsgeschichte ganz im Sinne einer lebendigen steirischen Startup-Szene: 2016 hatte sich die Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft über die Finanzierungsaktion „VC Seed-Kapital“ an der Grazer Audiotechnik-Firma sonible beteiligt. Das so zur Verfügung gestellte Eigenkapital ermöglichte dem jungen Unternehmen den nächsten großen Wachstumsschritt im Zukunftsmarkt 3D Audio. Jetzt, nach fünf Jahren, wurden die Anteile an einen neuen Investor übertragen. Damit heißt es für die SFG: Mission completed, das Unternehmen ist flügge geworden.

Soundtüftelei für Hollywood

Der Begriff 3D-Audio steht übrigens für die naturgetreue Reproduktion dreidimensionaler akustischer Szenen an beliebigen Orten – beispielsweise im Kino, wenn der Hubschrauber über die Köpfe der Zuschauer hinwegfliegt oder die Stimme der Protagonistin einem direkt ins linke Ohr flüstert. Die 3D-Audio-Technologie spielt mittlerweile in Bereichen wie Virtual Reality und Heimkino, aber auch bei der Erforschung von Hörphänomenen in Laborsituationen eine entscheidende Rolle. Renommierte Forschungsinstitute wie das Fraunhofer Institut vertrauen bereits auf Hardwareprodukte des 2021 gegründeten Grazer Unternehmens. Ralf Baumgartner, Peter Sciri und Alexander Wankhammer hatten sich während ihres interuniversitären Elektrotechnik-Toningenieur-Studiums an der Grazer TU kennengelernt. Sonible entwickelt zudem smarte Software-Lösungen, die in internationalen Musik- und Filmproduktionen bis nach Hollywood zum Einsatz kommen. In der Audio-Nachbearbeitung setzt auch Netflix auf die steirischen Soundtüftler, genauso wie die Produzenten von Coldplay oder Alicia Keys.

Fruchtbarer Start-up-Boden

Damit ähnliche Erfolgsgeschichten weiterhin und verstärkt möglich werden, will das Wirtschaftsressort des Landes die Start-up-Szene in der Steiermark mit einer breit angelegten Initiative weiter stärken – über die bei der SFG angesiedelte „Startupmark“. Die bestehenden Förderungs- und Finanzierungsprogramme der SFG werden erweitert, ein neues Förderungsprogramm ist in Vorbereitung, die Infrastruktur für innovative Unternehmensgründungen wird weiter ausgebaut.

„Ich sehe noch großes Potenzial, das wir in den kommenden Jahren heben wollen. Dazu wollen wir die Kräfte bündeln und die zahlreichen heimischen Akteure der Start-up-Szene – von Investoren über Inkubatoren bis zu den Unternehmen – und Initiativen in diesem Bereich vernetzen. Damit können wir die Steiermark als attraktiven Standort für innovative Unternehmensgründungen über die Grenzen hinaus noch stärker positionieren“, so Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl.

Mehr Sichtbarkeit

Im Rahmen einer eigenen Startupmark-Denkfabrik wird an der Positionierung der Steiermark als Start-up-Hotspot gefeilt. Für mehr Sichtbarkeit werden verstärkt europäische Netzwerke genutzt, um neue Kooperationen heimischer Unternehmen zu unterstützen und internationale Start-ups in die Steiermark zu holen. Nach der Eröffnung des Impulszentrums Unicorn an der Karl-Franzens-Universität Graz sind das im Bau befindliche Data House an der TU Graz sowie das ZWT 2 – das Zentrum für Wissens- und Technologietransfer in der Medizin – an der Medizinischen Universität Graz die nächsten Schritte. Auch die Impulszentren der SFG in Niklasdorf und Lebring werden ausgebaut.

Ein zentrales Ziel der „Startupmark“ ist es, bestehende Start-ups auf ihrem Weg zu mittelständischen Unternehmen („Scale up“) bestmöglich zu unterstützen. Denn neben der gesteigerten Innovationskraft des Standorts sollen auch neue zukunftsfähige Arbeitsplätze entstehen. Die jährliche Befragung der Gründungsszene der Landeshauptstadt zeigt übrigens einmal mehr, dass die Gründungsvoraussetzungen hier gut sind. So besagt das Grazer Start-up-Barometer 2020, dass Gründerinnen und Gründer aus der steirischen Landeshauptstadt der Corona-Krise mit einer positiven Grundeinstellung und unternehmerischem Handeln trotzen. 45 Prozent der befragten Start-ups arbeiten an konkreten Lösungen zur Bewältigung der Krise, einige erfahren durch die Krise sogar einen wirtschaftlichen Aufschwung. Freilich gibt es Potenziale zur Verbesserung des Standortes Graz: Sie liegen besonders im verhältnismäßig geringen Risikokapital am Standort, der internationalen Vernetzung und der Sichtbarkeit als Gründerstadt. Daran will man eben mit Hochdruck arbeiten.

Foto: Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl will die steirische Start-up-Szene weiter stärken.

Fotocredit: Teresa Rothwangl

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