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Nano­sen­so­ren: Sinne von morgen

Mit der Ent­wick­lung völlig neu­ar­ti­ger Sen­so­ren in Nano­grö­ße ist die Mikro­elek­tro­nik gerade dabei, unser Leben zu revo­lu­tio­nie­ren. Ob Gebäu­de­tech­nik, Sicher­heit, Gesund­heit oder Umwelt – winzige Sen­so­ren liefern die Infor­ma­tio­nen, die wir brau­chen, um Pro­zes­se zu kon­trol­lie­ren und optimal zu steuern. Das „Mate­ri­als Center Leoben“ (MCL) zählt zur welt­wei­ten Avant­gar­de in diesem Zukunfts­be­reich.

Zuletzt ging unter Feder­füh­rung des MCL das mit über 18 Mil­lio­nen Euro dotier­te EU­Forschungsprojekt „MSP – Multi Sensor Plat­form for Smart Buil­ding Manage­ment“ über die Bühne. Betei­ligt waren neben den Leo­be­ner Werkstoff­ und Mikro­elek­tro­nik­ex­per­ten weitere 16 hoch­ka­rä­ti­ge Industrie­ und For­schungs­part­ner aus sechs euro­päi­schen Staaten, dar­un­ter die Prem­stätt­ner ams AG, die Siemens AG, Samsung, die nie­der­län­di­sche Bosch­mann Tech­no­lo­gies B.V. sowie Uni­ver­si­tä­ten und For­schungs­ge­sell­schaf­ten wie etwa die Uni­ver­si­tä­ten Oxford und Cam­bridge sowie die Fraun­ho­fer Gesell­schaft.

Sen­sor­vor­macht Europa

Über­ge­ord­ne­tes Ziel der gemein­sa­men Bemü­hun­gen war es, erklärt Anton Köck, Mikro­elek­tro­nik­ex­per­te am MCL, „die Vor­macht­stel­lung der Euro­päi­schen Mikro­ und Nano­elek­tronik­in­dus­trie im hoch­kom­pe­ti­ti­ven Bereich von smarten Sen­sor­sys­te­men für die Gebäu­de­tech­nik und mobile Anwen­dun­gen in der Con­su­mer­elek­tro­nik weiter aus­zu­bau­en“. Die Forschungs­ und Ent­wick­lungs­an­stren­gun­gen galten dabei der Ent­wick­lung inno­va­ti­ver, auf Nano­tech­no­lo­gien basie­ren­der und beson­ders leis­tungs­fä­hi­ger Sen­so­ren. Um die Leis­tungs­fä­hig­keit der Nano­sen­so­ren zu erhöhen, wurde, so Köck, mit neuen Mate­ria­li­en wie etwa Nano­dräh­ten, Nano­par­ti­keln und Graphen gear­bei­tet. Mit noch sen­si­ble­ren Nano­sen­so­ren können feinste Infor­ma­tio­nen aus der Umwelt gewon­nen und dem jewei­li­gen System nutzbar gemacht werden.

So werden etwa die Nutzer von Smart­phones bereits in naher Zukunft auf eine ganze Reihe nano­sen­so­risch gene­rier­ter Infor­ma­tio­nen zugrei­fen können. Das Smart­phone wird auf diese Weise zur hoch­sen­si­blen Mess­sta­ti­on, die zum Bei­spiel vor erhöh­ten Ozon­Werten, Feinstaub­ und UV­Belastungen oder – in der Land­wirt­schaft mög­li­cher­wei­se lebens­ret­tend – vor gefähr­li­chen Silo­ga­sen warnt.

Effi­zi­en­te Steue­rung

Pro­fi­tie­ren wird von den neuen Lösun­gen auch die Gebäu­de­tech­nik. Nano­sen­so­ren messen zum Bei­spiel die Qua­li­tät der Raum­luft über den Indi­ka­tor ihres CO2-Gehalts, die Mess­wer­te fließen in Echt­zeit in die Steue­rung der Kli­ma­an­la­ge ein. „Wenn Kli­ma­an­la­gen“, erläu­tert Anton Köck den Hin­ter­grund, „nicht nur durch die Raum­tem­pe­ra­tur, sondern auch durch den CO2-­Gehalt der Raum­luft gesteu­ert werden, könnten sie wesent­lich exakter und ener­gie­ef­fi­zi­en­ter arbei­ten: Berech­nun­gen zeigen, dass welt­weit bis zu 25 Prozent des Ener­gie­be­darfs in Gebäu­den durch intel­li­gen­te Sen­sor­sys­te­me ein­ge­spart werden könnten!“

Und sind die tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten dafür erst einmal auf­be­rei­tet, lassen sich Hun­der­te, ja, Tau­sen­de Nano­sen­so­ren zur Über­wa­chung in Gebäu­den inte­grie­ren. Im Kata­stro­phen­fall könnten Sen­so­ren zum Bei­spiel Brand­her­de oder die genaue Posi­ti­on von Per­so­nen in Gebäu­den loka­li­sie­ren. Gefähr­li­che Stoffe wie Gase oder brenn­ba­re Mate­ria­li­en könnten geson­dert über­wacht werden. Vor­aus­set­zung für einen Einsatz im großen Stil ist nicht nur die Ent­wick­lung extrem kleiner Sen­so­ren, sondern auch deren Inte­gra­ti­on in Com­pu­ter­chips und eine mög­lichst kos­ten­güns­ti­ge und effi­zi­en­te indus­tri­el­le Pro­duk­ti­on. „Um ver­schie­de­ne Nano­sen­so­ren zu einem Multi­-Sensor-­System ver­hei­ra­ten zu können“, erläu­tert Köck, „machten wir uns daher im EU-­Pro­jekt MSP an die Ent­wick­lung einer Tech­no­lo­gie, die eine fle­xi­ble ‚Plug­andplay‘­-3D-­Integration von Nano­sen­so­ren und nano­tech­no logi­schen Bau­ele­men­ten auf Mikro­chips ermög­licht.“ Die For­schungs­an­stren­gun­gen haben sich gelohnt, so das erfreu­li­che Resümee des Wis­sen­schaft­lers wenige Monate nach dem offi­zi­el­len Ende des Pro­jekts.

Die vor­lie­gen­den Ergeb­nis­se – es ist gelun­gen, 57 Sen­so­ren auf einem Chip zu inte­grie­ren – mar­kie­ren den höchs­ten Stand dieser Tech­no­lo­gie welt­weit und weisen damit auch den Weg für die zukünf­ti­ge Ent­wick­lung inte­grier­ter Sen­sor­sys­te­me.“

Als „Neben­pro­dukt“ der For­schun­gen kann das Pro­jekt­team zudem auf über 70 Bei­trä­ge in inter­na­tio­na­len Fach­me­di­en sowie gut 130 Prä­sen­ta­tio­nen bei Kon­fe­ren­zen und Work­shops ver­wei­sen.

[Ent­gelt­li­che Medi­en­ko­ope­ra­ti­on, die redak­tio­nel­le Ver­ant­wor­tung liegt bei JUST Busi­ness]

 

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