Der große Gegner? Nicht die Konkurrenz, sondern die Bequemlichkeit, diese urösterreichische Lieblingsdisziplin. Jahrzehntelang lebten wir sorglos von den Zinsen des Erreichten: sozialer Friede wie Apfelstrudel, industrielle Vernunft als Grundton des Tages, politische Stabilität fein abgeschmeckt mit Ministerrunden und mautpflichtigen Kompromissen.
Doch die Welt dreht sich schneller – und wir drehen uns in unseren Gremien im Kreis wie der sprichwörtliche Paradeiser in der Salatschleuder. Mut ist heute kein heroisches Spektakel mit Fanfaren, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit: das kleine Aufstehen am Montagmorgen gegen den inneren Schweinehund des Wohlstands. Mut heißt, die Komfortzone zu verlassen, bevor sie endgültig zur Gruft wird. Systeme erneuern, Verantwortung als Tugend statt als Unbequemlichkeit begreifen – und all das mit jener charmanten Nonchalance, die sich bei uns so gerne als „Mal schaun“ tarnt.
Das fatale Missverständnis bleibt: Wir verwalten den Wohlstand wie die Handlungslücke in einem Franzobel-Roman und glauben, er sei eine Erbmasse mit Nachlassgarantie. Doch Wohlstand muss täglich gelernt, erarbeitet, erschwitzt und manchmal auch herbeigelächelt werden – nicht von Brüssel, sondern von jedem Einzelnen zwischen Neusiedler See und Großglockner. Fortschritt ist kein Einmalbetrag auf dem Sparkonto, sondern ein Zustand unter Bewegungsvorbehalt. Weniger Sitzungsprotokoll, mehr Aufbruch. Fortschritt beginnt nie mit Hurra, sondern mit der Bereitschaft, Montag zu starten – im Zweifelsfall spätestens Dienstag.





