Welche Kompetenzen in der Wirtschaft wirklich gefragt sind, wurde nun im Rahmen einer von WKO und IV beauftragten Studie untersucht. Ziel ist unter anderem Berufseinsteigern sowie Pädagogen eine Orientierungshilfe zu geben.
„Wir leben in einer Zeit des Wandels, die jede Menge neue Herausforderungen mit sich bringt. Damit die Jugend dafür gerüstet ist, braucht es entsprechende Adaptionen unseres Bildungssystems“, erklärt Wirtschaftskammer Steiermark Präsident Josef Herk die Motivation für die von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung beauftragten Studie der Steirischen Volkswirtschaftlichen Gesellschaft. Knapp 250 Unternehmen wurde dafür nach der Bedeutung von Kompetenzen und Kenntnissen in unterschiedlichen Berufsfeldern befragt und die Bereiche Mathematik, Deutsch, Englisch, Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sowie persönliche und soziale Kompetenzen analysiert.
Grundlage Mathematik
„Es sind immer noch die Grundkompetenzen, auf die es ankommt“, fasst IV Steiermark Präsident Georg Knill das Studienergebnis zusammen. So erwarten sich die teilnehmenden Unternehmen, die insgesamt rund ein Viertel der steirischen Lehrlinge ausbilden, von den potentiellen Mitarbeitern im Kompetenzfeld Mathematik grundsätzliche Fähigkeiten wie Kopfrechnen, Schätzen, Runden und ein Gefühl für Maßeinheiten. Hinsichtlich Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sind das Beherrschen gängiger PC Programme, die E-Mail-Kommunikation, die Fähigkeit, im Internet zu recherchieren oder in ausgewählten Branchen auch bereits Vorkenntnisse im Programmieren gefragt. IV-Präsident Georg Knill sieht sich bestätigt, dem Thema der Digitalisierung nüchtern und sachlich zu begegnen: „Auch im Zeitalter der Digitalisierung wird von Berufseinsteigern in Mathematik keine Raketenwissenschaft verlangt. Es geht vielmehr darum, Mathematik für Jugendliche erlebbar zu machen und zu vermitteln, wofür das Gelernte gut ist.“ Ein attraktiver Mathematikunterricht ist die Grundlage für eine Bildungs- und Berufswahl mit naturwissenschaftlich-technischer Schwerpunktsetzung, ist Knill überzeugt. Gerade im Bereich MINT ((Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) betont der IV Präsident die Wichtigkeit der Kooperation zwischen Industrie und Schulen.
Sprachliche Fähigkeiten
In puncto Deutschkenntnisse geben über 90 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sinnerfassendes Lesen, situationsgerechtes Kommunizieren, Schreiben als Hilfsmittel sowie die Fähigkeit des aktiven Zuhörens von großer Bedeutung sind. Zunehmend an Bedeutung gewinnen auch Englischkenntnisse. So erwarten sich 87 Prozent der steirischen Unternehmen, dass die angehenden Fachkräfte grundlegende Dinge, beispielsweise einfach E-Mails in englischer Sprache verstehen. Weiters wünschen sich manche Firmen, dass Berufseinsteiger aktiv an Gesprächen auf Englisch teilnehmen können. WK Präsident Herk unterstreicht auch hinsichtlich Sprachkenntnisse die Notwendigkeit Ausbildungsinhalte und Bedarfe der Wirtschaft bestmöglich abzugleichen: „Je mehr die fremdsprachliche Kompetenzentwicklung Themen und Begriffe der angestrebten Berufsausbildung anspricht, desto eher wird die Anwendung im Unternehmen gelingen.“ Vor allem auch bei kleinen und mittleren Unternehmen nehme der Stellenwert der Fremdsprachenkompetenz von Mitarbeitern zu, was auf einen erfolgreichen Internationalisierungsprozess der steirischen Wirtschaft rückschließen lasse, so Herk.
Sozial und Realistisch
Einig waren sich die Unternehmen auch in Hinblick auf persönliche und soziale Kompetenzen, die die Berufseinsteiger mitbringen müssen. Zu den absoluten „Musts“ gehören neben Verantwortungsbereitschaft, Zuverlässigkeit und Genauigkeit auch selbstständiges Arbeiten, Motivation, Leistungsbereitschaft sowie Durchhaltevermögen und vor allem Teamfähigkeit und Kooperationsbereitschaft. Ein weiterer Wunsch von Unternehmen an Schulabsolventen sind realistische Vorstellungen von der Arbeitswelt, weshalb auch hier die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Schule von großer Bedeutung ist.
Gesellschaftliche Relevanz
Knill zeigt sich überzeugt, dass die Bedeutung sozialer Kompetenzen weit über die Berufsbildung hinausreichen: „Bei all dem gesellschaftlichen Wandel, den wir aktuell erleben, sind es immer noch die Grundkompetenzen, auf die es ankommt. Und was für Unternehmen wichtig ist, etwa Konflikt- und Kooperationsfähigkeit, ist auch von zentraler gesellschaftlicher Relevanz.“
IV und WKO-Steiermark sind sich einige, dass bei der Berufsorientierung weiter an einer flächendeckenden Ausweitung über alle Schulen und Schulformen und auf höchstem Qualitätsniveau gearbeitet werden muss. Wichtiger Erfolgsfaktor für die weitere Entwicklung ist auch die qualitativ höchstwertige Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern – gerade in der Steiermark sehen WKO und IV die Hochschulen diesbezüglich auf einem guten Weg, so die beiden Präsidenten.
Foto: Fischer