Grüne Start-ups erobern Öster­reich

Jedes Dritte der 60 Start-ups am Science Park, die in den vergangenen zwölf Monaten in den Uni-Inkubator aufgenommen wurden, entwickelt Lösungen zum Schutz des Planeten.
Martin Mössler, Managing Director Science Park Graz zum Thema Start-Ups. Credit: SPG/Lueflight.

Martin Mössler, Managing Director vom Science Park Graz, über eine Gene­ra­ti­on an Gründern, die nach dem „Why“ sucht, die Rolle von Graz als Tor für Start-ups in den Südosten Europas, den Umgang mit Schutz­rech­ten und hei­mi­schen Auf­hol­be­darf in puncto Inter­na­tio­na­li­tät und Female Entre­pre­neur­ship.

Der „Austrian Start-up Monitor“, eine Studie von Austrian Startups, der Wirt­schafts­uni­ver­si­tät Wien und dem Austrian Institute of Tech­no­lo­gie (AIT), ortet eine regel­rech­te Grün­der­wel­le in Sachen Nach­hal­tig­keit. Der Science Park Graz hat maß­geb­li­chen Anteil daran: Am Inkubator der Grazer Uni­ver­si­tä­ten setzt sich bereits jedes dritte Start-up mit grünen Ent­wick­lun­gen aus­ein­an­der. Geschäfts­füh­rer Martin Mössler spricht über Trends, Per­spek­ti­ven und Poten­zia­le.

Der Austrian Start-up Monitor zeigt eine klare Tendenz hin zu grünen und nach­hal­ti­gen Geschäfts­mo­del­len. Wie erklären Sie sich die Ent­wick­lung?

Martin Mössler: Die Studie zeigt, dass Start-ups zu einem dyna­mi­schen Motor unserer Wirt­schaft avanciert sind. Sie sichern nicht nur Wert­schöp­fung und wichtige Arbeits­plät­ze, sondern tragen auch maß­geb­lich zu Lösungen gegen­wär­ti­ger und künftiger Her­aus­for­de­run­gen bei. Ins­be­son­de­re im Kontext von Klima- schutz und sozialen Pro­blem­stel­lun­gen.

Start-ups können einen zentralen Beitrag leisten, um umwelt‑, energie‑, und kli­ma­po­li­ti­sche Ziele zu erreichen. Meine Erfahrung zeigt, dass diese Gene­ra­ti­on an Gründern nach dem „Why“ sucht, nach einem höheren Lebens­ziel – und es zunehmend in inno­va­ti­ven Lösungen für Kli­ma­schutz und Kreis­lauf­wirt­schaft findet.

Welchen Beitrag leistet hier der Science Park Graz?

Bereits jedes dritte der insgesamt 60 Start-ups am Science Park, die allein in den ver­gan­ge­nen zwölf Monaten in unserem uni­ver­si­tä­ren Inkubator auf­ge­nom­men wurden, ent­wi­ckelt Lösungen zum Schutz des Planeten. Das zeigt, dass Wert­schöp­fung und neue Arbeits­plät­ze mit positiven gesell­schaft­li­chen Aspekten ein­her­ge­hen. Unsere Rolle dabei ist, die Start-ups best­mög­lich auf ihrem Weg an die inter­na­tio­na­le Spitze mit unserer Erfahrung und unseren hoch­ka­rä­ti­gen Partnern zu unter­stüt­zen.

Wir verfügen über ein eng­ma­schi­ges Netzwerk an Experten aus Industrie, Wirt­schaft und För­der­ge­bern – wie etwa aws, FFG und SFG. Das schlägt sich auch in der Studie nieder: Innerhalb Öster­reichs ist die Stei­er­mark zum wie­der­hol­ten Mal Spit­zen­rei­ter, was die Bewertung des Öko­sys­tems durch Start-ups angeht.

Können Sie dafür Beispiele nennen?

Die grüne Trans­for­ma­ti­on am Science Park Graz geht etwa auch von Renewgery aus: Das Start-up ent­wi­ckelt ein neues Verfahren, um aus Wind Strom zu erzeugen. Dabei kommen modulare Wind­pa­nee­le zum Einsatz, die ohne bewegte Teile auskommen – eine komplexe Wartung entfällt gänzlich.

Hydro­so­lid – im Rahmen des A+B‑Netzwerks bei unserem Partner in Nie­der­ös­ter­reich ange­sie­delt – haben einen umwelt­ver­träg­li­chen und hoch­ef­fi­zi­en­ten Was­ser­stoff­spei­cher ent­wi­ckelt. Das Grazer Start-up Flasher, das aktuell eine Crowd­fun­ding-Kampagne gestartet hat, pro­du­ziert ein smartes Sicher­heits­gad­get für Fahrräder und E‑Scooter. Diese Liste ließe sich nahezu beliebig fort­set­zen.

Welche Rolle nimmt die Welt­raum­agen­tur ESA in dieser Hinsicht ein?

Während wir im AplusB-Programm hoch­tech­no­lo­gi­sche Ideen aus allen Sektoren bezie­hungs­wei­se Branchen vor­an­trei­ben, ver­wan­deln wir mit der Welt­raum­agen­tur ESA, deren Inno­va­ti­ons­spar­te wir in Graz ansiedeln konnten, Space-Tech­no­lo­gien in ter­res­tri­sche Geschäfts­mo­del­le. Dadurch konnten wir in den letzten Jahren auch maß­geb­li­che Erfolge von Start-ups mit Welt­raum­be­zug auf den Weg bringen. In diesem Zusam­men­hang steht für uns die Koope­ra­ti­on im Mit­tel­punkt.

Heißt: Inno­va­ti­on darf nicht an der Lan­des­gren­ze enden. Große Chancen – aufgrund der von Inno­va­ti­on geprägten Rah­men­be­din­gun­gen in der Stei­er­mark – rechnen wir uns ins­be­son­de­re im Südosten Europas aus. Erst unlängst ist es uns gelungen, eine Reihe von viel ver­spre­chen­den Start-ups aus Slowenien, Kroatien, Serbien und sogar Lettland am Science Park Graz anzu­sie­deln. Wir sind dabei, Europas Start-up-Tor in den Südosten zu werden – auch mit Hilfe unserer Nie­der­las­sun­gen: So unter­hal­ten wir mitt­ler­wei­le Offices bzw. Koope­ra­tio­nen in Slowenien, Serbien, Maze­do­ni­en, Kroatien und dem Kosovo.

Stei­ri­schen Start-ups nutzen laut Start-up-Monitor Schutz­rech­te in einem besonders hohen Ausmaß. Warum?

Die weiß-grüne Start-up-Land­schaft pro­fi­tiert von der tra­di­tio­nell starken For­schungs­land­schaft in der Stei­er­mark. Jedes fünfte in unserem Bun­des­land gegrün­de­te Start-up weist einen Bezug zu unseren Uni­ver­si­tä­ten, Fach­hoch­schu­len und For­schungs­ein­rich­tun­gen auf.

Der Vergleich mit anderen Bun­des­län­dern, bei denen der Anteil von Spin-offs im Schnitt nur halb so groß ist, ver­deut­licht den Unter­schied. Dieser frucht­ba­re Boden führt inter­dis­zi­pli­när zu Unter­neh­mens­grün­dun­gen. Dieser hohe Anteil von aka­de­mi­schen Spin-offs führt mit Sicher­heit zu einem besonders sensiblen Umgang mit Patenten bezie­hungs­wei­se Schutz­rech­ten.

Wo orten Sie im Bereich der Start-ups Auf­hol­be­darf?

Wir müssen den Start-up-Standort noch stärker auf die inter­na­tio­na­le Landkarte plat­zie­ren. Wir haben ein hoch­dy­na­mi­sches, for­schungs­ori­en­tier­tes Umfeld mit vielen Playern. Im Gegensatz zum viel zitierten Silicon Valley auch eine aus­ge­präg­te Maschi­nen­bau- und Mikro­elek­tronik­kul­tur. Diese bildet gemeinsam mit dem stark wach­sen­den Soft­ware­schwer­punkt ein echtes inter­na­tio­na­les Allein­stel­lungs­merk­mal.

Dies müssen wir verstärkt promoten, um neue Ansie­de­lun­gen zu bewerk­stel­li­gen und die auf Start-ups basie­ren­de Wert­schöp­fung noch weiter zu inten­si­vie­ren. Auch im Bereich Female Entre­pre­neur­ship haben wir öster­reich­weit Auf­hol­be­darf. Unsere Initia­ti­ven im Science Park Graz beweisen, dass Potenzial herrscht. In bereits jedem zweiten unserer Start-ups ist zumindest eine Frau im Grün­dungs­team.

Kontakt:
www.sciencepark.at

Credit: SPG/Lueflight

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