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Freie Bahn für die Schiene!

Um den Mobilitätsbedarf von morgen bewältigen zu können, müssen schon heute die richtigen Weichen gestellt werden. Mit Blick auf eine umweltverträgliche Mobilität wird mit Sicherheit das Eisenbahnnetz die Hauptrolle übernehmen müssen.

Die lang­fris­ti­ge Aus­bau­stra­te­gie für die Eisen­bahn­in­fra­struk­tur in Öster­reich ist unter dem Begriff „Ziel­netz 2040“ zusam­men­ge­fasst. Es defi­niert die Wei­ter­ent­wick­lung des Bahn­net­zes in den nächs­ten 15 bis 20 Jahren. Zu seiner Erstel­lung wurden öster­reich­weit 130 Ein­zel­pro­jek­te eva­lu­iert und zuletzt in 25 Modulen ver­an­kert. Die für die Umset­zung emp­foh­le­nen Module haben bei ihrer Nutzen-Kosten-Bewer­tung einen Quo­ti­en­ten, der über 1 liegt, erreicht. Das heißt: Der mone­ta­ri­sier­te Netto-Nutzen im Betrieb (Per­so­nen- und Güter­ver­kehr, öko­lo­gi­sche Aspekte, Ener­gie­kos­ten etc.) ist höher zu bewer­ten als die Inves­ti­ti­ons­kos­ten.

Drei der von stei­ri­scher Seite gemel­de­ten Module wurden mit einem Nutzen-Kosten-Ver­hält­nis von unter 1 bewer­tet und damit aus fach­li­cher Sicht des BMK „nicht emp­foh­len“. Dazu zählen sämt­li­che Pro­jek­te in der Ost­stei­er­mark sowie die GKB-Ver­län­ge­rung von Wies nach Eibis­wald. Das bedeu­tet, dass diese Pro­jek­te laut aktu­el­lem Pla­nungs­stand bis 2040 nicht rea­li­siert werden (können), aber Thema für die nächste Ziel­netz­be­wer­tung sein werden. Gerade für die Ost­stei­er­mark ist das letzte Wort aus Sicht der Wirt­schaft noch nicht gespro­chen, denn die Bewer­tung fiel denkbar knapp aus. Im Februar 2024 wurde der Entwurf des Ziel­net­zes 2040 von Bun­des­mi­nis­te­rin Leonore Gewess­ler und den ÖBB prä­sen­tiert und sollte nun auf poli­ti­scher Ebene dis­ku­tiert werden. Fol­gen­de sieben Infra­struk­tur­maß­nah­men sind im aktu­el­len Ziel­netz für die die Area Süd ent­hal­ten:

Ausbau Pyhrn-Schober-Achse – Bos­ruck­tun­nel Neu

Für die Stei­er­mark sind der Ausbau der Pyhrn-Schober-Achse für die Bahn und der geplan­te Neubau des Bos­ruck­tun­nels bis 2040 ein großer Mei­len­stei­ne. Georg Knill, Prä­si­dent der öster­rei­chi­schen Indus­tri­el­len­ver­ei­ni­gung: „Für die stei­ri­sche Wirt­schaft ist es höchste Eisen­bahn, die Pyhrn-Schober-Achse aus­zu­bau­en – und da ist der Bos­ruck­tun­nel ein zen­tra­ler Weg in den deut­schen Han­dels­raum.

Wir machen fast 30 Prozent unserer Exporte mit unserem wich­tigs­ten Han­dels­part­ner Deutsch­land. Eine gut aus­ge­bau­te Schie­nen­stre­cke erhöht die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der stei­ri­schen Indus­trie.“ Gebaut wird in einem Zwei-Phasen-Konzept. In Phase eins erfolgt ein selek­ti­ver, zwei­glei­si­ger Ausbau vor allem im ober­ös­ter­rei­chi­schen Raum. Mit dem Bos­ruck­tun­nel soll in Phase zwei die Fahr­zeit nach Selz­thal auf rund 60 Minuten ver­rin­gert werden

Ausbau Graz–Bruck/Mur – Nah­ver­kehrs­kno­ten Gösting

Bis 2040 soll der Stre­cken­be­reich zwi­schen Graz und Frohn­lei­ten (zwei zusätz­li­che Gleise) als Hoch­ge­schwin­dig­keits­stre­cke mit Höchst­ge­schwin­dig­kei­ten bis zu 250 km/h aus­ge­baut werden. Ziel ist es, Kapa­zi­täts­eng­päs­se zu beheben und eine Kan­ten­zeit von maximal 30 Minuten zwi­schen Graz und Bruck/Mur zu errei­chen. Die Auf­nah­me des Nah­ver­kehrs­kno­tens Gösting in das ÖBB-Ziel­netz soll – wenn als Mobi­li­täts­dreh­schei­be mit Stra­ßen­bahn­an­bin­dung umge­setzt – für Pend­le­rin­nen und Pendler große Vor­tei­le bringen.

Ausbau Graz–Spielfeld

Die Süd­bahn­stre­cke zwi­schen Graz und Spiel­feld-Straß ist Teil des „Trans­eu­ro­päi­schen Kern­net­zes“ und Teil des „Bal­tisch-Adria­ti­schen TEN-T-Kor­ri­dors.“ Sie wurde bereits in den Jahren 1999–2015 mit dem Ziel der Kapa­zi­täts­er­hö­hung und Fahr­zeit­ver­kür­zung zu 65 Prozent zwei­glei­sig aus­ge­baut. Um die Strecke für die Anfor­de­run­gen der Zukunft noch attrak­ti­ver und effi­zi­en­ter zu machen, soll nun auch der Bereich Werndorf–Spielfeld-Straß zwei­glei­sig aus­ge­baut werden. Diese Maß­nah­me soll die Leis­tungs­fä­hig­keit im Güter- und Per­so­nen­ver­kehr deut­lich stei­gern und infolge der beglei­ten­den niveau­frei­en Ver­kehrs­lö­sun­gen für die bestehen­den Eisen­bahn­kreu­zun­gen auch für das Stra­ßen­netz Vor­tei­le bringen.

Gene­ral­sa­nie­rung Tau­ern­bahn

Neben mas­si­ven Ver­bes­se­run­gen entlang der Tau­ern­stre­cke wird der Tunnel Mall­nitz gene­ral­sa­niert – das bringt eine deut­li­che zeit­li­che Ver­bes­se­rung und damit eine neue, attrak­ti­ve­re Taktung für den gesam­ten süd­ös­ter­rei­chi­schen Raum.

Ausbau Bruck–Bischofshofen mit Schlei­fe Selz­thal

In diesem Modul ist die lang dis­ku­tier­te und gefor­der­te Schlei­fe Selz­thal ent­hal­ten. Die Schlei­fe ist eine Bahn­um­fah­rung des Bahn­hofs Selz­thal, bei der die Züge von Graz nach Bischofs­ho­fen – aus Gründen der Zeit­er­spar­nis – vor­bei­ge­schleust werden. Damit ent­fällt das Wenden („Stürzen“) von Zügen. Weiters sind die Hal­te­stel­len St. Michael-Ort und Bruck-Stadt­wald sowie der Ausbau Schlad­ming-Ost ent­hal­ten.

Ausbau Wiener Neu­stadt bis Bruck

In dieses Modul fallen der drei- bzw. vier­glei­si­ge Ausbau der Strecke Wiener Neustadt–Gloggnitz sowie der Güter­ver­kehrs­bahn­hof im Mürztal.

Ausbau Graz-Köflach-Bahn

Eben­falls umge­setzt wird der zwei­glei­si­ge Ausbau der GKB zwi­schen Graz und Lieboch. Eine Maß­nah­me, die die erfor­der­li­che Ver­dich­tung des Nah­ver­kehrs in Rich­tung Köflach und Lannach möglich macht.

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