JUST / Sie sind seit dem Frühjahr Vorsitzende der steirischen Elektro- und Elektronikindustrie. Was sind Ihre strategischen Schwerpunkte?
KARIN RONIJAK / Ein wesentlicher Schwerpunkt ist, die Sichtbarkeit der Branche mit ihren 58 Mitgliedsbetrieben, 19.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und einer Exportquote von rund 84 % sowohl in der politischen als auch in der öffentlichen Wahrnehmung zu stärken. Derzeit gibt es noch zu wenig Bewusstsein für die Wichtigkeit dieser Industrie und das, obwohl in der Steiermark Betriebe wie etwa ams OSRAM zu den Weltmarkführern zählen.
JUST / Wie gelingt es Ihnen, zwischen regionaler Verantwortung und globalem Management bei ams OSRAM Brücken zu schlagen?
KR / In der Mikroelektronik herrscht ein massiver globaler Wettbewerb. In Österreich haben wir zwar ein starkes regionales Ökosystem mit exzellenten Universitäten und Forschungseinrichtungen, aber auch extrem hohe Lohn- und Energiekosten und eine überbordende Bürokratie, weshalb es von großer Bedeutung ist, die Rahmenbedingungen zu optimieren. Regionale Verantwortung wird bei ams OSRAM sehr ernst genommen, so sichert ein direkter Arbeitsplatz in der Microelektronik in etwa mehr als sechs indirekte Arbeitsplätze. So unterstützen wir regionale Projekte und kooperieren mit den heimischen Bildungs‑, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen. Auch die steirische Clusterlandschaft wird von uns mitgetragen.
JUST / Welche Rolle spielt Diversität in Technologieunternehmen auch in Bezug auf Innovation und Sicherheit?
KR / Diversität spielt eine zentrale Rolle – nicht nur aus ethischer oder gesellschaftlicher Sicht, sondern auch in Bezug auf Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. Teams mit unterschiedlichen kulturellen, fachlichen und persönlichen Hintergründen bringen verschiedene Denkweisen und Erfahrungen ein. Das fördert kreative Problemlösungen und neue Ideen. Am ams- OSRAM-Hauptsitz in Premstätten arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 40 unterschiedlichen Nationen zusammen. Außerdem hat es sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, bis Ende 2026 25 % aller Führungspositionen weiblich besetzt zu haben.
JUST / Welchen Beitrag kann die steirische Elektro- und Elektronikindustrie zu einem sicheren und digitalen Europa leisten?
KR / Jedes unserer 58 Mitgliedsunternehmen leistet seinen Beitrag und ist ein wichtiges Puzzleteil auf dem Weg zu einem sicheren und digitalen Europa. So ist es für ams OSRAM ein Erfolg, zu den ersten sieben Unternehmen zu zählen, die im Februar 2025 von der Europäischen Kommission im Rahmen des Europäischen Chips Act notifiziert wurden. Mit dem European Chips Act will Europa seinen Anteil an der globalen Produktion bis 2030 auf 20% verdoppeln und wird damit unabhängiger und resilienter werden.





