Erster Stei­ri­scher Selb­stän­dig­keits-Index

Selb­stän­dig­keit und Eigen­ver­ant­wor­tung sind in unseren Unter­neh­men auf dem Vormarsch. Zu diesem Ergebnis kommt der erste stei­ri­sche Selb­stän­dig­keits-Index, eine Umfrage unter 500 Arbeit­ge­bern und Arbeit­neh­mern. Demnach erfordert bereits mehr als jeder zweite Job (59 Prozent) unter­neh­me­ri­sches Denken und Handeln, 84 Prozent der Chefs fordern und fördern dies gezielt. Nicht so das Schul­sys­tem, wo dies­be­züg­lich große Mängel geortet werden. „Grund­sätz­lich stimmen uns die Ergeb­nis­se aber sehr positiv. Denn sie zeigen klar und deutlich, dass der Unter­neh­mer­geist in unserem Land zunimmt“, so WKO Stei­er­mark Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Der­noscheg.

Der 1. Mai – Tag der Arbeit – steht vor der Tür. Doch wie hat sich diese in den ver­gan­ge­nen Jahren eigent­lich verändert? Und welche Art der Arbeits­kul­tur herrscht in unseren Betrieben vor? Antworten darauf bietet der neue stei­ri­sche Selb­stän­dig­keits-Index. Eine Umfrage von „m(Research“ unter 500 Arbeit­ge­bern und Arbeit­neh­mern, die tiefe Einblicke in die stei­ri­sche Arbeits­welt erlaubt. Denn sämtliche Fra­gen­kom­ple­xe wurden spie­gel­ver­kehrt abgefragt. Hier die wich­tigs­ten Ergeb­nis­se:

  • 86 Prozent (trifft sehr zu bzw. eher zu) der Arbeit­ge­ber geben an, dass ihre Mit­ar­bei­ter aus eigenem Antrieb heraus über­wie­gend eigen­ver­ant­wort­lich arbeiten. Bei den Arbeit­neh­mern selbst sagen sogar 96 Prozent, dass dies sehr oder zumindest eher zutreffe.
  • 85 Prozent der Unter­neh­mer lassen ihre Mit­ar­bei­ter selb­stän­dig arbeiten ohne alles vor­zu­ge­ben, unter den Arbeit­neh­mern empfinden das 78 Prozent so.
  • 32 Prozent der Arbeit­ge­ber geben an, dass die Arbeits­zei­ten in ihren Unter­neh­men über­wie­gend frei ein­teil­bar ist. Die Mit­ar­bei­ter empfinden das zu 43 Prozent so.
  • Spannend auch die Frage nach dem unter­neh­me­ri­schen Denken und Handeln: Den Arbeit­neh­mer­an­ga­ben zufolge erfordert dies bereits mehr als jeder zweite Job (59 Prozent), 84 Prozent der Unter­neh­mer fordern und fördern das aktiv.
  • 85 Prozent räumen ihren Mit­ar­bei­tern bewusst Hand­lungs­spiel­räu­me und Ent­schei­dungs-frei­hei­ten ein, das sehen auch 74 Prozent der Arbeit­neh­mer so.

Selb­stän­di­ges und eigen­ver­ant­wort­li­ches Arbeiten im Beruf wird generell als sehr wichtig ein­ge­stuft. 63 Prozent der Unter­neh­mer und 43 Prozent der Arbeit­neh­mer vergeben hier auf einer zehn­tei­li­gen Skala (1 = gar nicht wichtig; 10 = sehr wichtig) die oberste Note 10 – die Durch­schnitts­wer­te betragen 9,1 (Arbeit­ge­ber) und 8,4 (Arbeit­neh­mer). Ver­bes­se­rungs­be­darf orten beide Seiten aber noch bei der gesell­schaft­li­chen Ver­an­ke­rung des unter­neh­me­ri­schen Denkens – hier betragen die Durch­schnitts­wer­te nur 4,6 (Arbeit­ge­ber) bzw. 5,5 (Arbeit­neh­mer) – und in der schu­li­schen Förderung von Eigen­ver­ant­wor­tung. 86 Prozent der Arbeit­ge­ber und 60 Prozent der Arbeit­neh­mer geben an, dass dies aus ihrer Sicht eher nicht bzw. gar nicht gefördert wird, ähnliches gilt für unter­neh­me­ri­sches Denken und Selb­stän­dig­keit. Hier fordern Herk und Der­noscheg einen klaren Kurs­wech­sel: „Wir fordern mehr unter­neh­me­ri­sches Denken an unseren Schulen. Konkret schlagen wir Praktika für Lehrer in Unter­neh­men vor, weiters eine Aus­wei­tung des Wirt­schafts­un­ter­richts und eine noch­ma­li­ge For­cie­rung der Berufs­ori­en­tie­rung, vor allem im Bereich der Gymnasien.“ Denn, so Herk und Der­noscheg weiter: „Selb­stän­dig­keit und Eigen­ver­ant­wor­tung sind die zentralen Eigen­schaf­ten der Zukunft, die wir noch stärker ver­mit­teln müssen. Ange­sichts der großen Her­aus­for­de­run­gen durch Glo­ba­li­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung braucht es nämlich Menschen, die ihre Kom­fort­zo­nen verlassen, die Risiken abschät­zen, die ent­schei­den, die unter­neh­men statt unter­las­sen – kurz gesagt Unter­neh­mer­tum. Und dieses Unter­neh­mer­tum beginnt nicht erst mit dem Gewer­be­schein, sondern viel mehr mit der Schultüte.“ Immerhin 43 Prozent der Arbeit­neh­mer und 23 Prozent der Arbeit­ge­ber geben an, dass das Ausmaß des unter­neh­me­ri­schen Denkens in den letzten fünf Jahren gestiegen ist.

So wertvoll sind die Arbeit­ge­ber für unsere Gesell­schaft

Der 1. Mai und der Tag der Arbeit(-geber) bzw. Tag der Selb­stän­dig­keit ist für die Wirt­schaft aber immer auch ein Bilanztag. Der tra­di­tio­nel­le Blick auf die Statistik unter­streicht die Bedeutung der Arbeit­ge­ber: „Aktuell zählen wir in der Stei­er­mark 74.654 Unter­neh­men der gewerb­li­chen Wirt­schaft, davon entfallen 27.644 auf die Kategorie Arbeit­ge­ber­be­trie­be“, so Herk. Insgesamt beschäf­tigt die gewerb­li­che Wirt­schaft damit 386.893 Menschen in unserem Bun­des­land – Tendenz steigend. „Eine tolle Leistung, die man gar nicht hoch genug schätzen kann“, lobt Herk. Denn schließ­lich ist sie verbunden mit der Aus­zah­lung von rund 12,5 Mil­li­ar­den Euro an Löhnen und Gehältern pro Jahr. Weitere 3,7 Mil­li­ar­den Euro fließen aus den stei­ri­schen Unter­neh­mer­kas­sen direkt in diverse Sozi­al­töp­fe (Pensions‑, Unfall‑, Kranken‑, Arbeits­lo­sen­ver­si­che­rung etc.) – inklusive schlei­chen­der Steu­er­erhö­hung. „Durch die Pro­gres­si­on sind die von Arbeit­ge­ber­sei­te finan­zier­ten Sozi­al­ab­ga­ben allein in den ver­gan­ge­nen fünf Jahren um 14,4 Prozent gestiegen. Hier müssen wir dringend eine Trend­um­kehr einleiten um den Wirt­schafts­stand­ort nach­hal­tig zu entlasten“, betont Herk weiter. Eines will er dabei aber klar­ge­stellt wissen: „Die Wirt­schaft bekennt sich zu den sozialen Errun­gen­schaf­ten. Wenn aber das Wirt­schafts­wachs­tum mit den Kosten des Sozi­al­sys­tems nicht mehr Schritt halten kann, setzen wir den gesamten Sozi­al­staat aufs Spiel“, so Herk.

So steht die Stei­er­mark im inter­na­tio­na­len Wett­be­werb da 

Ein wesent­li­cher Erfolgs­fak­tor der stei­ri­schen Wirt­schaft war und ist ihre Export­ori­en­tie­rung. „Fast jeder zweite Euro wird bereits im Außen­han­del verdient. Mit einem Gesamt­vo­lu­men von rund 21,7 Mil­li­ar­den Euro ist die Stei­er­mark im Öster­reich­ver­gleich mitt­ler­wei­le zum dritt­größ­ten Export­bun­des­land auf­ge­stie­gen“, weiß WKO Stei­er­mark Direktor Karl-Heinz Der­noscheg. „Wachstum über den Inlands­markt allein ist nicht mehr möglich, darum braucht es einen Blick über den Tel­ler­rand. Stei­ri­schen Produkten steht ein Markt von mehr als sieben Mil­li­ar­den Kunden offen, aus diesem Grund haben wir mit dem ICS eine öster­reich­weit ein­zig­ar­ti­ge Ein­rich­tung ins Leben gerufen, die export­ori­en­tier­te Unter­neh­men in jederlei Hinsicht unter­stützt“, betont Der­noscheg. Die Top-10 unter den stei­ri­schen Export­schla­gern:

  1. Kraft­fahr­zeu­ge: 23,5 Prozent (Anteil am Gesamt­ex­port)
  2. Maschinen und mecha­ni­sche Geräte: 12,3 Prozent
  3. Elek­tri­sche Maschinen und elek­tro­tech­ni­sche Waren: 10,3 Prozent
  4. Eisen und Stahl: 7,5 Prozent
  5. Papier und Pappe sowie Waren daraus: 6,2 Prozent
  6. Eisen-/Stahl­wa­ren: 6,1 Prozent
  7. Mess‑, Prüf- und Prä­zi­si­ons­in­stru­men­te/-geräte: 3,7 Prozent
  8. Holz(-waren): 2,6 Prozent
  9. Kunststoff(-waren): 2,1 Prozent
  10. Häute und Leder: 2,0 Prozent

Haupt­ex­port­märk­te aus weiß-grüner Sicht sind Deutsch­land (6.367 Mio. Euro), USA (1.871 Mio. Euro), Italien (1.382 Mio. Euro), China (888 Mio. Euro) und das Ver­ei­nig­te König­reich (876 Mio. Euro). Nicht zuletzt aufgrund der hohen For­schungs- und Ent­wick­lungs­quo­te von 5,12 Prozent können sich stei­ri­sche Produkte hier äußerst erfolg­reich messen. Aller­dings: Wo es Licht gibt, gibt es auch Schatten – und zwar in Form starrer Arbeits­zeit­re­ge­lun­gen. „Im Außen­han­del werden die Zeit­span­nen immer kürzer. Darum brauchen wir vor allem bei den Arbeits­zei­ten flexible Rege­lun­gen, die es den Unter­neh­men ermög­li­chen ihre Aufträge best­mög­lich abzu­ar­bei­ten. Hier hinken wir der Realität noch immer hinterher“, mahnt Der­noscheg.

So gefragt sind die Ser­vice­leis­tun­gen der WKO Stei­er­mark 

Die mangelnde Fle­xi­bi­li­tät ist jeden­falls einer von vielen Gründen, warum der Druck auf die hei­mi­schen Unter­neh­mer in jüngster Zeit zuge­nom­men hat. Das spiegelt sich auch in der aktuellen Ser­vice­sta­tis­tik der WKO Stei­er­mark wieder, wie Der­noscheg zu berichten weiß: „Der Trend bei den Anfragen hier ist steigend. Im Vorjahr zählten wir 28.991 Kunden und 84.555 Fälle. Vor allem die Umsetzung der recht­li­chen Bestim­mun­gen zur neuen Daten­schutz­grund-Ver­ord­nung war für viele stei­ri­sche Betrieben eine große Her­aus­for­de­rung und dabei wurden viele von unseren Experten unter­stützt.“ Erfreu­lich dabei: Die Ser­vice­kun­den stellen der WKO mit einer durch­schnitt­li­chen Schulnote von 1,3 ein her­vor­ra­gen­des Zeugnis aus. Trotz der stei­gen­den Ser­vice­an­fra­gen wurde auch die Erreich­bar­keit und Wartezeit mit als sehr gut bewertet. 92,0 Prozent der Ser­vice­kun­den waren mit den Bera­tun­gen und Hilfs­an­ge­bo­ten „zufrieden“ oder sogar „sehr zufrieden“ und für 94,8 Prozent ist die Beratung durch die Wirt­schafts­kam­mer Stei­er­mark wichtig.

So gefragt sind die Bil­dungs­leis­tun­gen der WKO Stei­er­mark

Mit dem Wirt­schafts­för­de­rungs­in­sti­tut (WIFI), der Fach­hoch­schu­le Campus 02, den Tou­ris­mus­schu­len Bad Glei­chen­berg, dem Talent­cen­ter, der Bau­aka­de­mie in Übelbach sowie der Lehrlings‑, Meis­ter­prü­fungs- und Inge­nieur­zer­ti­fi­zie­rungs­stel­le zählt die WKO Stei­er­mark zu den Top-Bil­dungs­an­bie­tern des Landes. „Insgesamt zählen wir bereits mehr als 60.000 Bil­dungs­kun­den pro Jahr“, freut sich Herk. Inves­tiert wird hier vor allem in die Wei­ter­bil­dung, schließ­lich absol­vie­ren jedes Jahr rund 40.000 Personen eine zukunfts­ori­en­tier­te Wei­ter­bil­dung im WIFI. „Damit bleiben Arbeits­plät­ze wett­be­werbs­fä­hig“, so Herk. Eine echte Erfolgs­ge­schich­te ist dies­be­züg­lich auch die Fach­hoch­schu­le der Wirt­schaft CAMPUS 02. Rund 1.300 Stu­die­ren­de erhalten hier eine hoch­schu­li­sche Qua­li­fi­zie­rung in Bachelor- und Mas­ter­stu­di­en. In den WIFI-Meis­ter­schu­len werden rund 800 junge Profis auf ihrem Weg zum Qua­li­fi­ka­ti­ons-Güte­sie­gel „Meister“ begleitet. Trotzdem werden viele Talente noch immer nicht ent­spre­chend erkannt bzw. gefördert und bleiben damit oft ohne abge­schlos­se­ne Aus­bil­dung auf der Strecke. „Eine Ver­schwen­dung, die sich unser Standort schon allein aufgrund der demo­gra­fi­schen Ent­wick­lung nicht länger leisten kann“, mahnt Herk. Aus diesem Grund hat die WKO Stei­er­mark auch mehr als drei Millionen Euro in ein Talent­cen­ter inves­tiert, das im ersten Schuljahr 2016/17 bereits von mehr als 4.000 Jugend­li­chen auf­ge­sucht wurde und im Jahr 2018 aufgrund der großen Nachfrage von 36 auf 48 Plätze ausgebaut wurde. Bis Ende des dies­jäh­ri­gen Schul­jah­res 2018/19 werden insgesamt rund 18.000 Jugend­li­che das Talent­cen­ter besucht haben.

Foto: “Arbeit­neh­mer und Arbeit­ge­ber sind in der Stei­er­mark ein starkes Team“, betonen WKO Stei­er­mark Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Der­noscheg (v.l.), Foto­credit: Foto Fischer

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