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Das Märchen vom bil­li­ge­ren Alter

Die Pen­si­ons­lü­cke – also der Unter­schied zwi­schen dem Erwerbs­ein­kom­men und der Pen­si­ons­zah­lung – trifft fast jeden. Je besser jemand ver­dient, desto größer fällt der Unter­schied aus, zumin­dest wenn man nach ASVG-Recht pen­si­ons­ver­si­chert ist. Eine private Alters­vor­sor­ge kann den Spalt ver­klei­nern oder schlie­ßen, so mancher Stol­per­stein kann sich auch hier ver­ber­gen.

Im Alter brauche ich weniger Geld“, so trösten sich viele Men­schen, während sie noch erwerbs­tä­tig sind, über wahr­schein­lich eher magere Pen­si­ons­zah­lun­gen hinweg. Das stimmt so aller­dings nicht. Das hat mehrere Gründe und einer davon heißt Infla­ti­on. Gerade für Pen­sio­nis­ten ist der Kleine Waren­korb beson­ders inter­es­sant. In ihm finden sich Artikel wie Brot, Limo­na­den, Toi­let­ten­pa­pier oder Faschier­tes, aber auch Damen­strumpf­ho­sen, das Bier beim Wirten und Ziga­ret­ten, ja sogar Kat­zen­fut­ter. Auf viele Dinge dieses Mini­wa­ren­korbs, wie die Zusam­men­stel­lung offi­zi­ell heißt, kann man nicht ver­zich­ten. Ganz im Gegen­satz zu Reisen nach Mau­ri­ti­us oder Han­dy­ver­trä­gen, die im all­ge­mei­nen Waren­korb ent­hal­ten sind und dessen Preis­ent­wick­lung dämpfen. Das Dumme am Mini­wa­ren­korb ist, dass er seit vielen Jahren stär­ke­re Preis­stei­ge­run­gen ver­zeich­net, als die gesamte Infla­ti­ons­ra­te aus­macht. Im All­tags­le­ben lässt sich auch als Pen­sio­nist nur wenig ein­spa­ren.

Pen­sio­nis­ten haben mehr Frei­zeit als Berufs­tä­ti­ge. Das klingt banal, aber Frei­zeit­ge­stal­tung kann ins Geld gehen. Senio­ren von heute sitzen in der Regel nicht mehr daheim und schauen den Nach­barn beim Ein­par­ken zu. Sie sind aktiv, betrei­ben Sport oder ver­rei­sen. Und das kostet.

Und schließ­lich wird die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung umso teurer, je älter man wird. Viele Mit­tel­chen gegen tat­säch­li­che oder auch nur ver­mu­te­te Weh­weh­chen bezahlt die Kran­ken­kas­se nicht. Sie tun zwar gut, belas­ten aber die Geld­bör­se. So richtig ans Ein­ge­mach­te geht es dann, wenn man Pfle­ge­leis­tun­gen benö­tigt. Zwar über­nimmt die Sozi­al­ver­si­che­rung hier einiges an Kosten, es bleibt aber genug übrig, für das man tief in die eigene Tasche greifen muss.

Wohl dem also, der sich um eine private Alters­vor­sor­ge geküm­mert hat. Ver­si­che­run­gen stehen hier gerne helfend zur Seite, das ist ja auch ihr Geschäft. Nach­hal­ti­ge Absi­che­rung des Lebens­stan­dards, groß­zü­gi­ge finan­zi­el­le Spiel­räu­me, ein Alter ohne Geld­sor­gen – das und mehr ver­spre­chen die Wer­be­bro­schü­ren und Inter­net­auf­trit­te, wenn es um das Thema Alters­vor­sor­ge geht. Nicht fehlen darf dabei ein Link zu einem Pen­si­ons­lü­cken­rech­ner, der einem ziem­lich dras­tisch vor Augen führt, um wie vieles gerin­ger die Alters­pen­si­on im Ver­gleich zum gewohn­ten Ein­kom­men aus­fal­len wird. Da kann der Schock tief sitzen: Rund 3200 € brutto beträgt die höchste ASVG-Pension im Jahr – 14 Mal. Darauf werden fünf Prozent Kran­ken­ver­si­che­rung und die Lohn­steu­er fällig.

Bei der pri­va­ten Alters­vor­sor­ge gibt es ver­schie­de­ne Modelle. Die gän­gigs­ten sind die klas­si­sche Zusatz­pen­si­on, die Prä­mi­en­pen­si­on und die Invest­vor­sor­ge. Bei der klas­si­schen Zusatz­pen­si­on zahlt man regel­mä­ßi­ge Bei­trä­ge, eine bestimm­te Höhe der Zusatz­pen­si­on wird garan­tiert. Da das ein­ge­zahl­te Geld ver­an­lagt wird, können – je nach wirt­schaft­li­cher Ent­wick­lung – durch­aus auch zusätz­li­che Über­schüs­se erzielt werden. Diese gelan­gen eben­falls zur Aus­zah­lung, unter­lie­gen aber keiner Garan­tie. Eine spe­zi­el­le Eigen­schaft dieser Vor­sor­ge­form ist es, dass sie wei­ter­ge­ge­ben werden kann. Der oder die Begüns­tig­ten erhal­ten im Falle eines frühen Todes des Ver­si­che­rungs­neh­mers ent­we­der die ange­spar­te Summe oder zumin­dest die noch nicht aus­be­zahl­ten Ein­la­gen. Dieses Ver­mö­gen unter­liegt nicht dem Erbrecht, es kann belie­big wei­ter­ge­ge­ben werden.

Die Prä­mi­en­pen­si­on wird staat­lich geför­dert. Das ein­be­zahl­te Kapital plus die staat­li­che Prämie werden garan­tiert aus­be­zahlt, Grund­la­ge für die Höhe der Zusatz­pen­si­on sind die Ren­ten­ta­feln, mit denen die Ver­si­che­run­gen arbei­ten. Die Prämien dürfen von der Ver­si­che­rung nicht belie­big ver­an­lagt werden, die Anla­ge­for­men unter­lie­gen stren­gen Vor­schrif­ten des Gesetz­ge­bers. Bei einem vor­zei­ti­gen Tod während der Anspar­pha­se geht das bereits ein­be­zahl­te Geld an die Erben.

Eine weitere Vari­an­te ist die Invest­vor­sor­ge. Bei ihr werden die Gelder – oft Ein­mal­zah­lun­gen – in Fonds und teil­wei­se auch im klas­si­schen, siche­ren Deckungs­stock der Ver­si­che­rung ver­an­lagt. Die Aus­zah­lung ist auf einmal oder in regel­mä­ßi­gen Zeit­räu­men möglich. Ist das Ange­spar­te samt Gewinn ver­braucht, gibt es aller­dings nichts mehr.

Immer belieb­ter werden Immo­bi­li­en als Wert­an­la­ge, um sich so ein Zusatz­ein­kom­men auch in der Pension zu sichern. In den Bal­lungs­räu­men steigen die Immo­bi­li­en­prei­se seit vielen Jahren, bisher sind Inves­ti­tio­nen in das soge­nann­te „Beton­gold“ also eine relativ sichere Bank. Ob das auf lange Sicht so bleiben wird, kann mit Gewiss­heit natür­lich niemand sagen.

Was sich auf jeden Fall lohnt und quasi der aller­ers­te Grund­stein der pri­va­ten Alters­vor­sor­ge dar­stellt, ist das Eigen­tum an der eigenen Wohn­im­mo­bi­lie. Macht die Miete im aktiven Berufs­le­ben viel­leicht ein Viertel bis ein Drittel der Ein­künf­te aus, erhöht sich dieser Anteil im Ruhe­stand dras­tisch. Das wird durch Eigen­tum ver­mie­den. Beach­ten sollte man bei der Finanz­pla­nung natür­lich, dass die Betriebs­kos­ten auch dann bleiben, wenn man die Immo­bi­lie sein Eigen nennt. Gerade diese Betriebs­kos­ten steigen deut­lich über der gesam­ten Infla­ti­ons­ra­te.

Eine Zusatz­op­ti­on ist daher, mög­lichst autark zu werden. Pho­to­vol­ta­ik, even­tu­ell ver­bun­den mit Wär­me­pum­pen, redu­ziert zumin­dest die Kosten für Strom und Heizen. Die Aus­ga­ben für Müll­ent­sor­gung, Wasser, Kanal und die Grund­steu­er und Ver­si­che­run­gen werden sich hin­ge­gen im Alter nicht ein­spa­ren lassen.

Die Spe­ku­la­ti­on mit Aktien oder gar Deri­va­ten ist für die Alters­vor­sor­ge nicht zu emp­feh­len, wenn man sie auf eigene Faust durch­führt. Hier ist eine pro­fes­sio­nel­le Beglei­tung durch einen Wealth- Manager unbe­dingt anzu­ra­ten. Wer sich nicht inten­siv und ohne Unter­lass mit dem Thema und der Ent­wick­lung beschäf­tigt, gerät an der Börse zu leicht ins Hin­ter­tref­fen, um sich eine sichere Alters­ver­sor­gung auf­bau­en zu können.

Bleibt die Frage, wann der rich­ti­ge Zeit­punkt ist, mit einer pri­va­ten Alters­vor­sor­ge zu begin­nen. Hier sind sich Ver­si­che­rungs­ma­the­ma­ti­ker, Ver­mö­gens­be­ra­ter und Pen­si­ons­exper­ten einig: mög­lichst früh. Über­spritzt gesagt wäre der beste Zeit­punkt der Tag der Geburt.

Illus­tra­ti­on: Gernot Reiter

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