Aufholbedarf für Familienunternehmen

Knapp die Hälfte der befragten Familienunternehmen rechnet mit disruptiven Veränderungen im unmittelbaren Marktumfeld. Das zeigt eine aktuelle Deloitte- Analyse. Neben externen Aspekten wie Kundenerwartung und neuem Mitbewerb sind hier vor allem interne Faktoren entscheidend. Die Nachfolgegeneration sieht jedoch sowohl auf Mitarbeiter- als auch auf Führungsebene noch Verbesserungspotenzial im Umgang mit Wandel.

Im Zuge des NextGen Survey interviewte das Beratungsunternehmen Deloitte die neue Generation führender Familienunternehmen. Auch österreichische Unternehmensnachfolger wurden zu künftigen Herausforderungen befragt. Zentrale Themen der Erhebung waren neben grundlegenden Veränderungen durch die Digitalisierung auch Wachstum, Strategie und Nachfolge. Vier zentrale Trends konnten dabei identifiziert werden.

Trend 1: Familienunternehmen empfinden Disruption als größte Hürde

Die nachfolgenden Führungskräfte schätzen ihre Fähigkeit zur Erkennung bevorstehender Umbrüche als gut ein. In den nächsten zwei bis drei Jahren erwarten 47 % eine Disruption in Österreich. Dieser Trend lässt sich auch international beobachten. Die meisten Nachfolger haben laut Befragung außerdem klare Vorstellungen zur Entwicklung ihrer Branche. Jedoch berücksichtigt nur ein Drittel der österreichischen Befragten potenziellen Wandel auch in ihrer Unternehmensstrategie. Da herrscht bei heimischen Familienunternehmen noch Aufholbedarf. Im internationalen Durchschnitt werden immerhin bereits von fast zwei Drittel entsprechende Maßnahmen getroffen.

„Die Verbreiterung der Führungsebene ist ein hilfreicher Hebel in Umbruchzeiten.“ – Arthur Oberascher, Experte im Personalwesen bei Deloitte Styria

Trend 2: Führungsebene breiter aufstellen, externe Experten einbeziehen

Familienunternehmen sehen sich vor allem zwei zentralen Herausforderungen ausgesetzt. Einerseits werden Führungsaufgaben zu stark von der engsten oberen Managementebene übernommen. Andererseits haben Mitarbeiter noch nicht die nötigen Kompetenzen, um sich im wandelnden Umfeld optimal einbringen zu können. „Bei tiefgreifenden Umwälzungen kann es in Familienbetrieben schnell zu Überforderungen kommen. Hier bedarf es der entsprechenden Schulung des Personals. Auch Experten jenseits der Familiengrenzen können hier mit ihrem neutralen Blick von außen oft unterstützend wirken“, rät Arthur Oberascher, Experte im Bereich Personalwesen bei Deloitte Styria. „Die Verbreiterung der Führungsebene ist ein weiterer hilfreicher Hebel in Umbruchzeiten.“

Trend 3: Disruption gestaltet sich vielfältig

Sowohl externe als auch interne Faktoren haben Auswirkungen auf das Geschäft von familiengeführten Unternehmen. Vor allem Veränderungen innerhalb der Familienverhältnisse (24 %) und die Nachfolgethematik (14 %) sind laut Befragung für interne Umwälzungen hauptverantwortlich. Doch auch der Markteinfluss (20 %) wirkt von außen auf die Unternehmen ein. Disruptive Marktentwicklungen werden laut österreichischen Familienunternehmen vor allem durch Veränderungen bei Nachfrage und Kundenerwartungen ausgelöst. International wird vor allem der gesamtwirtschaftlichen Lage eine wichtige Rolle beigemessen. Nur 6 % sehen im Faktor Digitalisierung umwälzendes Potenzial. Bei den österreichischen Nachfolgern nimmt der digitale Wandel ebenfalls nicht den höchsten Stellenwert ein. „Wir beobachten auch bei steirischen Familienunternehmen, dass das Thema Digitalisierung oft noch keine Toppriorität hat. Es ist aber immens wichtig, die große Bedeutung innovativer Konzepte für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit ernst zu nehmen“, betont Friedrich Möstl, Partner bei Deloitte Styria.

Trend 4: Familienunternehmen bleiben felxibel

Die Nachfolgegeneration hat im Vergleich zur Vorgängergeneration bereits ein stärkeres Bewusstsein für die Bedeutung und Auswirkungen von Disruption. Die Befragten nehmen bei ihren familiengeführten Unternehmen außerdem klare Vorteile gegenüber anderen, komplexeren Unternehmensformen wahr. „Familienbetriebe können bei Veränderungen durch die besondere Kombination aus langfristiger Planung und gutem Reaktionsvermögen punkten“, bestätigt Friedrich Möstl. „Vor allem die flachen Hierarchien begünstigen die Unternehmen in ihrer Flexibilität. Davon profitiert die gesamte steirische Wirtschaft.“

Über den Nextgen Survey 2017

Der NextGen Survey 2017 wurde vom EMEA Family Business Centre im Zeitraum von Jänner bis April 2017 durchgeführt. Es wurden 268 Nachfolgepersönlichkeiten in Familienunternehmen zum überwiegenden Teil aus Europa (EMEA Region), darunter auch Österreich, zu den Themen Nachfolge, Disruption, Wachstum und Strategie befragt. Zwei Drittel der Befragten sind unter 45 Jahre und knapp ein Viertel der Befragten leitet das Unternehmen bereits in der vierten Generation oder höher.

Kontakt: Deloitte Styria, Villefortgasse 11, 8010 Graz Tel. 0316/373037-0, graz@deloitte.at

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